Ist Luxus unanständig?
Luxus zeigen ist nicht "in". Wer traut sich schon, den ehrlich verdienten Reichtum seinen Mitmenschen vor Augen zu führen, wenn täglich vom Sparen die Rede ist? Aber sind die Käufer der Porsches und Mercedes' nicht notwendig, damit Arbeitsplätze am viel beschworenen "Standort Deutschland" erhalten bleiben? Sind die Schönen und Reichen nicht der Motor der Gesellschaft? Zugleich aber öffnet sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter, und immer weniger Menschen können sich finanziell leisten, was in den Schaufenstern lockt. Schürt Luxus Sozialneid, oder sollte er als leuchtendes Beispiel präsentiert werden, nach der Devise: Leistung lohnt sich? Über dieses Thema diskutiert Wieland Backes mit seinen Gästen. Prinzessin Bea von Auersperg, die in einer Luxusvilla in Marbella lebt und eigenen Schmuck herstellt, brauchte sich um ein standesgemäßes Ambiente nie zu sorgen. Richard Lugner, Baumeister aus Wien, ließ ein Großprojekt nach dem anderen aus dem Boden stampfen, doch sein größtes Projekt ist sein Lebensgenuß, und dem frönt er unter anderem auf dem Wiener Opernball, zu dem er Stars wie Joan Collins oder Sophia Loren einfliegen läßt. Pater Maurus, vormals Dr. Ernst Behrens, heute Benediktinermönch in Kremsmünster, hat dem Luxus, den er einst als Chef des Auktionshauses Sotheby's Deutschland genossen hat, entsagt. Willi Schraffenberger, Streetworker aus Stuttgart, weiß, was es heißt, auf der Straße zu schlafen, an der untersten Stufe der sozialen Leiter zu stehen; er hat in seinem Buch "Platte machen" Obdachlose portraitiert - von denen die meisten inzwischen auf der Straße gestorben sind. Lutz Ribbe ist bei "Euronatur" mit all dem betraut, was der westliche Luxus in Osteuropa und in der Dritten Welt anrichtet: von der Unterbezahlung von Bauern und der Verschwendung ihrer Erzeugnisse hier bis hin zur Kriminalität, die frustierte Russen und Rumänen in Deutschland entfachen. Dr. Peter Spary, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Groß- und Außenhandels-Verbands, meint, die Wirtschaft könne nur florieren, wenn jene, "die zupacken, auch gut bezahlt werden"; jenen jedoch, die sich in der "sozialen Hängematte" ausruhten, prophezeit er harte Zeiten. - An der Bar: Helmut Becker, der in Düsseldorf mit den teuersten Autos handelt, die auf dem Markt zu haben sind - Rolls Royce, Ferrari, Aston Martin. "Autofahren ist mehr, als nur von A nach B zu kommen - was man spätestens merkt, wenn einen 300 PS in die handgenähten Ledersitze drücken," meint er. Seine automobilen Lieblinge hat er natürlich dabei.
- 10.05.1998 10.00, Hessen 3, Nachtcafé