Erziehung - wozu?
"Wir wollen nur Dein Bestes" sagen die Eltern. Aber das "Beste" ist selten das "Richtige", denkt das Kind, wenn es sich, längst erwachsen, an die "gute alte Kinderstube" zurückerinnert. Erziehung, einst Auftrag der "heiligen Familie", ist heute für die einen hehres Ideal, für die anderen hohles Relikt vergangener Zeiten - aber für alle umstrittener als je zuvor. Was ist gute, was ist schlechte Erziehung? Ist Verwöhnung eine Droge? Fehlt den überforderten Eltern einfach nur die harte Hand? Oder ist Nicht-Erziehen die beste Erziehung? Wieland Backes diskutiert mit: Elke Sommer, 58, Schauspielerin, wurde sehr streng erzogen, auch mal mit Prügeln. Wolfgang Hinte, 46, plädiert für "Beziehung statt Erziehung". Als Leiter des Instituts für Stadtteilbezogene Soziale Arbeit kennt er die sozialen Brennpunkte Essens. Lena Böhm, 20, ist ganz und gar nicht erzogen worden. Weil sie als "Kinderladenkind" groß geworden ist, sei sie "viel aggressionsfreier, viel offener, kann über alles sprechen". Axel Weisheit, 17, Musterschüler des Institus auf dem Rosenberg in St. Gallen, einer Eliteschmiede, die als das strengste Internat im deutschsprachigen Raum gilt. Albert Wunsch, 37, Sozialpädagoge und Leiter des katholischen Jugendamtes Neuss, geißelt Verwöhnung und ständige Bedürfniserfüllung durch die Eltern. Uschi Dämmerich von Luttiz, 40, Entertainerin. Erziehung bedeutet für sie, die Kinder auf Konkurrenzdruck und Leistungsgesellschaft vorzubereiten. Beate Szillis-Kappelhoff, 53, Hauptschullehrerin aus Niedersachsen, vermißt in der heutigen Erziehung Werte und Orientierung. Und an der Bar: Dennis Jonas, 18, verweigerte vier Jahre die Schule. Als nichts mehr ging, heuerte er auf dem Segelschiff "Undine" der Hamburger Erlebnispädagogen von "Gangway" an.
- 30.10.1998 21.45, SWR, Nachtcafé
- 31.10.1998 09.30, SWR, Nachtcafé
- 25.01.1999 11.00, 3SAT, Nachtcafé
- 04.06.1999 21.45, SWR, Nachtcafé
- 06.06.1999 09.30, SWR, Nachtcafé