Mythos Sex - Partnerschaft kontra Leidenschaft?
Ewig rauschhafte Lust, stetig wachsende Leidenschaft - der Partner für's Leben und doch immer neu begehrt... - das wünscht sich jeder für seine Beziehung. Oder zumindest wird es uns doch so Tag für Tag als richtig und notwendig verkauft: in den Medien, in Ratgebern, von Psychologen, die fordern, dass man auch an der erotischen Seite einer Partnerschaft nur genügend "arbeiten" müsse, dann klappe es schon. Die Realität in den Schlafzimmern sieht da oft ganz anders aus. Ist der Traum von Liebe mit wonnevollem Sex überhaupt auf Dauer lebbar? Oder schließen sich heißes Begehren und nahe Vertrautheit irgendwann gänzlich aus? Sind Verlässlichkeit und gemeinsame Projekte nicht auf Dauer wichtiger als kochende Leidenschaft? Unsere Vorstellungen von Beziehung und Liebe seien über die Maße sexualisiert und Enttäuschungen damit vorprogrammiert, warnen die Einen. Andere fürchten die eiskalte Entzauberung der heißen Liebe und streben immer neuen Höhepunkten entgegen. "Mythos Sex - Partnerschaft kontra Leidenschaft?" Wieland Backes fragt nach im NACHTCAFé am Freitag, dem 08. Juni 2001 um 21.45 Uhr im SÜDWEST-Fernsehen. Wieland Backes unterhält sich mit: Miroslav Nemec ist einer der erfolgreichsten und - insbesondere bei Frauen - beliebtesten TATORT-Kommissare. In seiner Rolle des Ivo Batic gibt er den eher Beständigen und Zuverlässigen, doch in seinem Privatleben liebt er die Abwechslung. Mit langen, festen Beziehungen tut er sich schwer, aber das Gefühl der Liebe ist ihm in seinen kurzen Partnerschaften mindestens so wichtig wie der Sex. Leidenschaft ohne Liebe? Darauf steht er überhaupt nicht; dann lieber eine kurze Beziehung mit viel Liebe und Leidenschaft. Michael Mary, der Paartherapeut und Autor des Anti-Ratgebers 5 Lügen die Liebe betreffend kann genau erklären, warum Herr Nemec sich relativ häufig leidenschaftlich verliebt, aber es nicht lange in einer dauerhaften Partnerschaft aushält. Für Mary steht fest: Prickelnde Leidenschaft und vertraute Langzeitbeziehung schließen sich per se aus. Mit seinem aktuellen Buch möchte er die Paare von der Last mit der Lust in der Partnerschaft befreien und schlägt als eine Möglichkeit deshalb vor, die Leidenschaft einfach aus der Beziehung auszulagern. Prof. Kurt Starke, einer der führenden deutschen Sexualwissenschaftler, findet Marys Thesen völlig absurd und empirisch nicht haltbar. In seinen Studien stellt er ganz im Gegenteil fest, dass sich gerade die Vertrautheit einer langen Beziehung positiv auf das sexuelle Erleben der Partner auswirkt. Auch in seiner neuesten Untersuchung bei Jugendlichen sieht er den deutlichen Trend zur großen, lange währenden Liebe, in der Sex und Leidenschaft nicht an erster Stelle stehen, aber dazu gehören. Michaela und Hubert Sommerfeldt kennen sich seit 22 Jahren und haben lange versucht, Liebe und Leidenschaft unter einen Hut zu bekommen. Es war für beide so unbefriedigend, dass zuerst sie und einige Jahre später auch er sich entschieden hat, die Leidenschaft außerhalb der Liebesbeziehung zu (er)leben. Inzwischen wohnt das Paar zwar in inniger Freundschaft verbunden mit ihren beiden Kindern zusammen, den Sex und die Leidenschaft aber genießen sie mit anderen Partnern. Mo Asumang, die ehemalige Moderatorin der Erotik-Sendung LiebeSünde strebt diese Lebens-und Liebesform für sich selbst nicht an. Sie ist der festen Überzeugung, dass mit dem richtigen Partner an der Seite Liebe und Leidenschaft sehr lange währen und dass man etwas dafür tun kann. Mit ihrer Sendung hat sie eine wahre Flut von Tipps und Tricks gegen die Langeweile im Bett in die Wohnzimmer der Nation gesendet. Ob so viel "Aufklärung" wirklich von Nöten ist? Mo Asumang glaubt: besser zu viel als zu wenig! Gerda und Bernd Harzig haben es geschafft, den Traum der allermeisten von uns wahr werden zu lassen. Sie sind seit 30 Jahren glücklich ineinander verliebt und miteinander verheiratet. Auf das gemeinsame Genießen erotischer Leidenschaft und noch immer knisternder Momente verzichten sie bis heute nicht. Beide sind sich einig: "Das Gefühl der Liebe steht in unserer Beziehung an erster Stelle, aber die Leidenschaft gehört unbedingt dazu!" An der Bar: Doris Christinger und Peter Aman Schröter Die beiden Psychotherapeuten sind seit vielen Jahren ein Paar und haben sich zum Ziel gesetzt, ratsuchenden Frauen und Männern zu helfen, mit ihrer gemeinsamen Sexualität besser klarzukommen. Dazu gehört ihrer Meinung nach zuerst einmal das Erkennen der eigenen Sexualität, und deshalb schrieb Frau Christinger, neben einigen anderen Ratgebern, die Liebesschule für Frauen, und Herr Schröter bietet die Lebensschule für Männer an. Zusammen wohnen möchten die Beiden neben der gemeinsamen Arbeit allerdings nicht, denn: "Nur mit genügend Distanz hat eine Beziehung längerfristig Chancen, auch leidenschaftlich erfüllt zu bleiben."
- 08.06.2001 21.45, SWR, Nachtcafé
- 09.06.2001 15.15, SWR, Nachtcafé
- 09.08.2002 21.45, SWR, Nachtcafé
- 10.08.2002 13.00, SWR, Nachtcafé