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Die Lust am Laster - Vom Reiz des Verbotenen

"Alle Laster sind zu etwas gut. Und der Mann auch, der sie tut." So Bertolt Brecht. Und bei dem rangierte bekanntlich das Fressen vor der Moral. Doch was gilt heute noch als Laster? Wer bestimmt, was erlaubt und was verboten ist? Wer kennt noch die sieben Todsünden - als da wären: Wollust, Maßlosigkeit, Faulheit, Habgier, Zorn, Hochmut und Neid? Ist etwa die Wolllust im Zeitalter nach der sexuellen Revolution noch ein Laster? Und was ist mit den kleinen Sünden, die manch einen täglich anfechten. Ein paar kleine Laster hat fast jeder von uns. Tugendhaftes Leben kann eben schrecklich langweilig sein. Kommt es also darauf an, die richtige Balance zu finden zwischen strengem Über-Ich und unkontrolliertem Es, um mit Freud zu sprechen? Ist es vielleicht das Beste, sich phasenweise in Selbstdisziplin zu üben, um dann wieder gehörig über die Stränge zu schlagen? Doch was treibt uns so oft dazu, wider besseres Wissen Raubbau an unserer Gesundheit zu betreiben, gegen eigene Werte und zuweilen sogar klare Verbote zu verstoßen? Ist die Versuchung Jahrtausende nach der Vertreibung aus dem Paradies etwa größer geworden? Was bereitet uns so viel Lust am Laster?

  1. 24.05.2002 21.45, SWR, Nachtcafé
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