Kanzler gewählt - Was bringt die Schröder-Show?
Nach der Bundestagswahl, den schwierigen Koalitionsverhandlungen und den Personalentscheidungen ist mit der Wahl und der Vereidigung des Kanzlers am Dienstag und Mittwoch dieser Woche die Regierungsbildung nahezu abgeschlossen. Gerhard Schröder muss jetzt Farbe bekennen. Wie will, wie kann er den rot-grünen Vertrag in konkrete Regierungspolitik umsetzen? Wie weit geht seine Richtlinienkompetenz im Widerstreit der Lobbyinteressen? Und: Welche Politikerpersönlichkeit wird hinter der geschickten Medieninszenierung des Machers Schröder sichtbar? In seinem politischen Leben hat er schon viele Rollen gespielt - und dabei oft das Charakterfach gewechselt. Vom Chef der Jungsozialisten zum "Genossen der Bosse," der mit den Wirtschaftskapitänen dicke Zigarren rauchte; vom niedersächsischen Ministerpräsidenten, der immer mal wieder die eigene Partei düpierte und lustvoll den Schulterschluss mit dem bayerischen CSU-Kollegen suchte, zum erbitterten Widersacher Edmund Stoibers im Wahlkampf; vom Auto- zum Ökokanzler, vom Innen- zum Außenpolitiker, der sich mit seinem Schlagwort vom "deutschen Weg" als eigenständig-visionär zu profilieren versuchte. Jetzt scheint der Medienkanzler ein neues Stück auf der politischen Bühne zu proben: Schröder, der Gewerkschaftsfreund. Höhere Steuern und mehr Schulden, Mehrabgaben bei den Besserverdienenden und den Konzernen, sollen jetzt die Probleme in Deutschland lösen. Fehler kann sich der Sozialdemokrat Schröder dabei nicht mehr erlauben: Einen weiteren Vertrauensvorschuss wird der Kanzler von den Wählern nicht bekommen. Was bedeutet der Politikstil des Kanzlers für unser Land? Können Gerhard Schröder und seine Mannschaft Deutschlands Probleme lösen? Wie schätzen ihn Weggenossen, Gegner und Experten ein - als Realpolitiker, aber auch im historischen Vergleich? Über diese und andere Fragen diskutieren die QUERGEFRAGT-Moderatoren Anke Hlauschka und Christian Döring am 23. Oktober 2002 mit ihren Gästen.
- 23.10.2002 20.15, SWR, Quergefragt! Talk im Staatstheater