Pulverfass Irak - Doch noch eine Chance für den Frieden?
Über 6 Millionen Menschen weltweit sind am letzten Wochenende gegen einen drohenden Irak-Krieg auf die Straße gegangen. Allein in Berlin versammelten sich mehr als 500.000 Demonstranten vor dem Brandenburger Tor - die größte Friedenskundgebung in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Botschaft der lange in der Versenkung verschwundenen Friedensbewegung ist eindeutig: ein deutliches "Nein" zu Amerikas Kreuzzug gegen Saddam Hussein. Die Regierung Schröder geht damit politisch gestärkt in die nächste Runde im diplomatischen Kampf um den Frieden. Hinzu kommt: Auch international scheint die Stimmung zu Gunsten der Kriegsgegner zu kippen. Der Sicherheitsrat hat in seiner letzten Sitzung eine Verlängerung der Waffeninspektionen im Irak bis März beschlossen - eine klare Niederlage für Bush und seinen Außenminister Colin Powell. Und die EU hat sich auf ihrem Sondergipfel am Montagabend dieser Woche geeinigt. Die Querelen zwischen den acht Staaten, die demonstrativ ihre Solidarität mit den USA bekundeten, einerseits, und Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Belgien, die strikt auf Antikriegskurs fahren, andererseits, sind offensichtlich beigelegt. Europa scheint wieder mit einer Stimme sprechen zu wollen: ein "Ja" zum Waffengang als ultima ratio, aber ein klares Votum auch für eine politische Lösung mit friedlichen Mitteln. Trotz aller Friedensinitiativen ist die Gefahr eines Krieges freilich längst noch nicht gebannt - Amerika rüstet unbeeindruckt weiter. Setzt sich der deutsch-französische Friedensplan in der UNO durch? Wie viel Zeit bleibt Saddam Hussein noch? Gelingt Schröder als Friedenskanzler das politische Comeback?
- 19.02.2003 20.15, SWR, Quergefragt! Talk im Staatstheater