Es geschah am 9. November - Auf dem Weg zu einem neuen Deutschland
Dass es genau am 9. November immer wieder zu wichtigen politischen Ereignissen kam, die dann zu Wendepunkten in der deutschen Geschichte wurden, ist nicht nur Zufall. Zufall war der 9. November 1918. An diesem Tag rief Philipp Scheidemann die erste parlamentarische Republik aus. Fünf Jahre später, 1923, legte Adolf Hitler bei seinem Putschversuch in München den so genannten "Marsch zur Feldherrenhalle" ganz bewusst auf den 9. November. Genau wie 1938 die Reichsprogromnacht: Innerhalb von 48 Stunden brannten in Deutschland über 190 Synagogen, 8 000 jüdische Geschäft wurden zerstört und geplündert, mehr als 25 000 Juden wurden verhaftet, zirka 3 000 in Konzentrationslager gebracht: der Auftakt zum Holocaust. Erst der 9. November 1989, der Fall der Mauer, und die erste erfolgreiche deutsche Revolution war wieder ein Zufallsdatum. Fast vergessen ist der 9. November 1848: An ihm wurde in Wien der begeisterte Demokrat Robert Blum von einem Militärkommando erschossen und damit das Ende der ersten deutschen Revolution eingeläutet. Am 9. November 2003 fragt das "nachtstudio": Wie steht es heute um die deutsche Befindlichkeit? Wie hat dieses Datum unser Bewusstsein von Deutschland und von der deutschen Geschichte geprägt, wie hat sich das Verhältnis von Juden und Nichtjuden in Deutschland geändert? Oder hat sich die aktuelle Debatte vom Schicksalsdatum 9. November ganz gelöst? Wie kommt es, dass wir Deutsche uns nach 13 Jahren immer noch nicht als "Gesamtdeutsche" verstehen und uns so schwer tun, unsere 80-Millionen-Republik grundlegend zu reformieren?
- 10.11.2003 00.10, ZDF, nachtstudio
- 11.11.2003 10.15, 3SAT, nachtstudio