Muss Macht männlich sein? Frauen an der Spitze
Mit Angela Merkel schickt sich ausgerechnet eine CDU-Politikerin an, als erste Frau in der Geschichte der Bundesrepublik Kanzlerin zu werden. Nur ein Betriebsunfall, Ausdruck der gegenwärtigen Schwäche von Rot-Grün - oder haben sich hierzulande die Verhältnisse so gewandelt, dass dem Aufstieg von Frauen bis an die Spitze von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft nichts mehr oder nur noch wenig im Weg steht? Die Kandidatur von "Kohls Mädchen" ist Anlass für west.art am sonntag am 19. Juni 2005 zu fragen, was Frauenkarrieren heute behindert, was sie fördert und wo Handlungsbedarf besteht. Die politischen Geschicke der Republik werden inzwischen von einer beachtlichen Zahl an Ministerinnen und weiblichen Abgeordneten gelenkt. In anderen Bereichen dagegen sind die Statistiken trotz Emanzipation und Frauenbewegung, trotz Gleichberechtigungsgesetz und Gender-Mainstreaming ernüchternd. Gerade einmal sieben der 525 Vorstandsposten in den 100 größten deutschen Unternehmen werden beispielsweise von Frauen bekleidet. Auch an den Universitäten sind Professorinnen unterrepräsentiert. Woran liegt es, dass Frauen in Führungspositionen noch immer eine Seltenheit sind, obschon doch 53 Prozent der Abiturienten und 49,7 Prozent der Uni-Absolventen weiblich sind? Wie wichtig sind Frauenförderprogramme und Frauenquoten für Chancengleichheit und Teilhabe? Die derzeit ohnehin prekäre Situation am Arbeitsmarkt wirkt sich für Frauen besonders negativ aus. Sie sind länger ohne Job als Männer und insgesamt stärker von Arbeitslosigkeit betrof-fen. Hinzu kommt, dass die Entscheidung zwischen Kind oder Karriere nach wie vor meist von den Frauen getroffen werden muss. Spätestens beim Nachwuchs und der Familienplanung hört die Gleichberechtigung auch bei jungen Paaren auf. Nur selten gelingt es, die traditionelle Rollenverteilung zu durchbrechen. Lediglich drei Prozent aller deutschen Väter mit Kindern unter 18 Jahren arbeiten Teilzeit. Warum sind trotz der offensichtlichen Benachteiligung des weiblichen Geschlechts frauenpolitischen Themen derart unpopulär? Inwiefern hat sich das Selbstbild der Frauen in den letzten Jahren verändert? Als Gäste begrüßen die Moderatoren Randi Crott und Holger Noltze : Elke Mascha Blankenburg, Dirigentin, Begründerin des Kölner Clara Schumann Orchesters und Publizistin ("Dirigentinnen im 20. Jahrhundert") Katja Kullmann, Journalistin und Autorin ("Generation Ally. Warum es heute so kompliziert ist, eine Frau zu sein"; "Fortschreitende Herzschmerzen") Gisela Notz, Sozialwissenschaftlerin und wissenschaftliche Refe-rentin der Friedrich-Ebert-Stiftung ("Frauen in der Mannschaft") Dagmar Schipanski, Physikerin, CDU-Politikerin und Präsidentin des Thüringer Landtags.
- 19.06.2005 11.00, WDR, west.art am sonntag
- 20.06.2005 03.05, WDR, west.art am sonntag