Schuften bis zum Umfallen: Und am Ende kaum noch Rente?
Vom Arbeitsmarkt kommen in diesen Tagen verwirrende Signale. Die Bundesregierung will das gesetzliche Renteneintrittsalter auf Betreiben von Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) bis zum Jahr 2029 schrittweise auf 67 Jahre heraufsetzen, um die Rente zu sichern; gleichzeitig teilt die Bundesagentur für Arbeit mit, dass mehr als fünf Millionen Menschen hierzulande gar keinen Job finden. Grund für Münteferings Vorstoß sind akute Finanzierungsprobleme der Rentenversicherung. "Denn eines ist sicher: die Rente", plakatierte Norbert Blüm noch vor Jahren auf dem Bonner Marktplatz. Doch die Rentenrealität des Jahres 2006 sieht anders aus: Für den deutschen Rentner bedeutet die Anhebung der Lebensarbeitszeit, dass seine Rente um rund 7,2 Prozent sinkt, so Kritiker. Und die Statistik zeigt: In Deutschland hat heute nur gut ein Drittel der 55- bis 64-Jährigen einen Job - der Rest ist arbeitslos oder in Frührente. Das ist für die Betriebe schlecht, weil sie auf Wissen und Erfahrung von Älteren verzichten. Es ist für die Betroffenen schlimm, weil sie sich ausgegrenzt fühlen. Und es ruiniert die Sozialsysteme, weil die Kosten für Rente und Arbeitslosigkeit explodieren. Führt also nichts mehr an einer längeren Lebensarbeitszeit vorbei? Spätestens wenn die Rente mit 67 in 20 Jahren Realität ist, müssen sich auch die Unternehmen in Deutschland umstellen. Derzeit haben ältere Menschen nur wenig Möglichkeiten, voll bis zur Rente zu arbeiten. Dabei werden die Unternehmen es sich schon bald nicht mehr leisten können, auf Ältere zu verzichten: In 15 Jahren droht Deutschland ein Fachkräftemangel, warnen Experten. Werden wir bis zum Umfallen schuften müssen? Wer wird noch Rente bekommen? Müssen die Jungen nun für die Alten zahlen? Wie gerecht ist unser Sozialsystem noch? Kann der Staat uns noch absichern? Oder müssen wir privat vorsorgen? Diese und andere Fragen diskutiert Maybrit Illner mit ihren Gästen am Donnerstag bei "Berlin Mitte".
- 02.02.2006 22.45, ZDF, Berlin Mitte
- 03.02.2006 17.35, Phönix, Berlin Mitte