Überforderte Eltern - rebellierende Kinder
Ratlose Eltern, aufmüpfige Kinder: wer ist schuld, dass es nicht mehr klappt in deutschen Familien? Die Großfamilie existiert nicht mehr, es werden immer weniger Kinder geboren, es gibt kaum Geschwister und dadurch immer weniger Tanten und Onkels. Fehlen uns dadurch die Vorbilder als Eltern? Erziehungsbroschüren, Zeitschriften und auch Sendungen gibt es mittlerweile massenweise auf dem Markt, doch reicht das, um wieder glückliche Familien, Kinder mit Werten und Perspektiven zu schaffen? Ist es genug oder nur ein erster Schritt ein Erziehungsgeld einzuführen oder brauchen wir mehr Anerkennung in der Gesellschaft für die Familie? Jede dritte Ehe wird geschieden, immer mehr Kinder leben in so genannten Patchworkfamilien. Viele Frauen wollen nicht mehr nur am Herd stehen und die Kleinen aufziehen, sie versuchen Karriere und Kinder zu verbinden. Sind sie zu egoistisch? Manchen bleibt aber gar keine Wahl, als alles unter einen Hut zu bringen, denn die Lebenshaltungskosten sind hoch. Die Erziehung eines Kindes kostet in der Regel soviel wie ein kleines Einfamilienhaus. Wollen oder können Eltern es sich nicht mehr leisten nur für Kinder und Familie da zu sein? Was läuft verkehrt, dass immer mehr Jugendliche gewaltbereiter und aggresiver sind und mit Perspektivlosigkeit zu kämpfen haben? Warum leiden immer mehr Kinder unter Verhaltensstörungen, ob nun ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom) oder Hyperaktivität? Warum greifen Jugendliche immer häufiger zu Drogen, wie Alkohol und Zigaretten? Gibt es genug Anlaufstellen oder sind Pfadfinder und Jugendclubs ein Auslaufmodell und moderne Zentren fehlen? Die Politik fördert die Normfamilie mit Mutter, Vater und zwei Kindern. Zu wenig wird noch getan für Alleinerziehende und Patchworkgemeinschaften. Das Institut für Weltwirtschaft hat brechnet, dass Bund, Länder und Gemeinden die Familien mit jährlich 240 Milliarden Euro unterstützen, sei es mit Mutterschafts-, Kinder-, Erziehungs- und Elterngeld, mit Regelleistungen, Steuerermäßigungen oder Unterhaltsvorschuss. Das Geld ist gut angelegt, doch nur zur Verschleierung einer Wahrheit, meint die WirtschaftsWoche und stellt fest: ?Nicht die Familien sind die Nutznießer des Staates. Sondern der Staat ist Nutznießer der Familien.? Im vergangenen Jahr hat das Bundesfamilienministerium ein Gutachten zu elterlichen Erziehungskompetenzen vorgelegt. Dort wird die ?autoritative Erziehung? empfohlen, eine Mischung aus Liebe und Verständnis einerseits und Kontrolle und Grenzen setzen andererseits. Untersuchungen mit Familien, die Kinder auf diese Weise erziehen, hat gezeigt, dass die Kleinen sich später im Leben leichter tun ? sowohl mit sich als auch mit ihren Mitmenschen. Brauchen wir also neue, andere Formen der Förderung von Familien? Müssen wir Erziehung neu lernen? Brauchen wir den Elternführerschein?
- 17.05.2006 20.15, Bayern 3, BürgerForum live
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