Wie viel Heimat braucht der Mensch?
"In die Heimat möcht' ich wieder, aber bald, Du Lieber, bald" oder "Weh dem, der keine Heimat hat!" Das eine war Wyß, der Jüngere, das andere Nietzsche. Es ist typisch: Wenn's um Heimat geht, wird es überall entweder ganz pathetisch oder ganz verächtlich. Die einen kriegen umgehend glänzende Augen, reden von Zwiebelkuchen, Labskaus oder Knödeln, die andern schüttelt 's bei der bloßen Erwähnung, die sie an flächendeckende Sozialkontrolle, Blasmusik oder Langeweile erinnert - schließlich kommt nicht jeder aus der Großstadt. Bleib ich oder geh ich - lange Zeit war es für die meisten eine private Entscheidung. Inzwischen gibt es Druck vom Arbeitsmarkt. Die Wirtschaft fordert Mobilität und Mehrsprachigkeit, während der Markt der Volksmusik boomt. Heimatgefühle haben Konjunktur und Mundartpflege wird zum revolutionären Akt erhoben. Tiefwurzler gegen Globetrotter, Landpomeranzen gegen Kosmopoliten. Wie viel Heimat braucht der Mensch? fragt Wieland Backes seine Gäste, unter ihnen: SWR-Intendant Peter Voß, der dem Job zuliebe schon 28-mal umgezogen ist.
- 26.08.2006 02.05, SWR, Nachtcafé