Machen Kinder glücklich?
Sie mit dem glücksbeseelten Dauerlächeln, er mit stolzgeschwellter Brust. Wenn Paare Eltern werden, sind sie meist besoffen vor Glück und kennen nur noch ein Thema: Baby! Baby! Doch meist folgt das böse Erwachen auf dem Fuße: Erst schlaflose Nächte, später quengelnde Kleinkinder, ganz zu schweigen von den zermürbenden Erziehungsdebatten, wenn die kleinen Rotznasen zu pubertierenden Teenagern werden. Kinder machen glücklich...? Ja, sagen viele Eltern, auch wenn der Erziehungsjob manchmal hart ist. Aber wenn die Kleinen dann mal aus dem Gröbsten raus sind, ist klar: Kinder gehören einfach zu einem erfüllten Erwachsenenleben dazu! Andere wiederum sehen ihre Erfüllung mehr in der Berufskarriere und der persönlichen Selbstverwirklichung - und hadern oft später mit ihrer Entscheidung. Was können Kinder uns Erwachsenen geben? Gehört Nachwuchs zu einem glücklichen, erfüllten Leben dazu? Weshalb scheitern viele Beziehungen an Kinder- und Erziehungsfragen? Wieland Backes diskutiert im Rahmen der ARD-Schwerpunktwoche mit seinen Gästen das Thema "Machen Kinder glücklich?", am Freitag, 20. April 2007 im SWR Fernsehen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Thomas Krebs (0711-9293553). Presse: Oliver Kopitzke (Tel. 07221-9294281). Die Gäste: Saskia Vester wollte lange keine Kinder und erst recht keine "spießige Kleinfamilien-idylle". Doch mit der großen Liebe änderte sich alles - heute hat die Schauspielerin einen volljährigen Sohn und eine pubertierende Tochter. Erzogen werden die beiden vorwiegend vom Vater, damit die Wahl-Münchnerin ihre Karriere verfolgen kann. Vester findet es klasse, sie hält Männer sowieso für die besseren Mütter. Und auch wenn Kinder ganz schön anstrengend sein können, ist die 47-Jährige sicher: "Kinder geben dem Leben Sinn, aber glücklich machen muss ich mich schon selbst!" Manon Straché hat keine Kinder und wollte auch nie welche. Der Berlinerin gingen Unabhängigkeit und ihre Schauspielkarriere immer vor. Auch der eigenen Erfahrung wegen hat sich die 47-Jährige gegen Nachwuchs entschieden: Ihre Eltern, ebenfalls Künstler, hatten die kleine Manon häufig sich selbst überlassen - für sie eine traumatische Erfahrung, die sie keinem Kind antun will: "Ich übernehme Verantwortung nur für Dinge, die ich überblicke. Ein Kind kann ich nicht überblicken!" Für Sabine Märkle wäre ein Leben ohne Kinder schlichtweg undenkbar. Jeden ihrer acht Sprösslinge - sechs Buben und zwei Mädchen - hieß sie willkommen, egal wie schwierig die Familiensituation gerade war. Sie genießt tagtäglich das Glück, ihre Kinder aufwachsen zu sehen. Frauen ohne Kinder kann sie nicht verstehen, denn sie ist der Meinung: "Wir haben den Auftrag, Kinder zu bekommen!" Der Schriftsteller Bernhard Lassahn liebt seine Tochter Nora heiß und innig. Gemeinsam mit ihr dachte er sich lustige Geschichten aus, wurde durch sie zum Kinderbuchautor und Verfasser zahlreicher "Käpt´n Blaubär"-Folgen. Seine Ehe hielt der veränderten Situation mit Kind nicht stand und wurde 2000 geschieden. Bis heute leidet der begeisterte Vater unter der Trennung von seiner Tochter. Er meint: "Kinder bringen einem den Zauber des Lebens wieder nahe. Aber vor dem Scheidungsrichter ist der Vater nur noch der Geldgeber!" Der Journalistin Gabriele Gillen blieb das Glück mit Kindern versagt. In frühen Jahren ließ sie eine Schwangerschaft abbrechen. Später war sie beruflich und sozial stark engagiert, dann bekam sie entgegen ihrem intensiven Wunsch kein eigenes Kind mehr. Niemals hätte die 49-Jährige nur Hausfrau und Mutter sein wollen, dennoch meint sie: "Unsere Frauengeneration hatte sehr viele neue Möglichkeiten, aber keinen neuen Entwurf für ein Leben mit Kindern - und keine neuen Männer!" Prof. Matthias Petzold weiß um die Sonnen- wie um die Schattenseiten des Elternglücks. Der dreifache Vater und Familienpsychologe beobachtet seit Jahrzehnten, wie sich Familienstrukturen verändern. Sein Fazit: Eltern sind heute häufig überfordert. Die traditionelle Rollenverteilung - Mutter beim Kind, Vater als Geldverdiener - sei überkommen, eine ähnlich stabile Familienform aber noch nicht entstanden. Doch Elternsein habe bei aller Unsicherheit auch positive Seiten: "Mit Kindern definiere ich meine eigene Identität - als Vater oder Mutter." An der Bar: Als Conny Ortmans vom Arzt erfuhr, dass sie Drillinge bekommen würde, lag sie glücklicherweise in der Horizontalen: "Sonst wäre ich umgefallen!". Von einem Leben mit beruflicher Selbständigkeit und vielen Kurzurlauben wechselte sie in die 24-Stundenschicht als dreifache Mutter - alleinerziehend, denn der Vater hielt den Anforderungen nicht stand. Trotz Betreuungshilfen hat die Drillingsmutter seit 16 Monaten keine Nacht mehr durchgeschlafen. Dennoch sagt sie: "Wenn meine Mäuse mich morgens anlächeln, ist der ganze Stress vergessen!".
- 20.04.2007 22.00, SWR, Nachtcafé
- 21.04.2007 08.50, SWR, Nachtcafé
- 25.04.2007 13.00, SWR, Nachtcafé