Kinder, Kirche, Vaterland - Stoibers letzter Kampf
Edmund Stoiber feilt in diesen letzten Tagen seiner Amtszeit unermüdlich an seinem Denkmal. Ein technologisches Herzensanliegen hofft er nun doch noch auf den Weg gebracht zu haben: den teuren, aber prestigeträchtigen Transrapid. Und unerbittlich schlägt er auch bei seinem inhaltlichen Lieblingsthema Pflöcke ein, an denen seine Nachfolger nicht vorbeikommen sollen: Mit einem lautstarken Bekenntnis zu konservativen Werten, zum Schutz von Kirche und Familie. Die Minarette sollen nicht in den Himmel wachsen, nicht höher werden als die christlichen Gotteshäuser - und berufstätige Eltern sollen keine Vorteile haben gegenüber der "klassischen" Familie mit einer Mutter, die sich zu Hause um die Erziehung ihrer Kinder kümmert. Edmund Stoiber, das bayerische Urgestein, der Fast-Bundeskanzler, bleibt seiner Rolle treu: Von München aus versucht er den Kurs der Union entscheidend zu bestimmen und legt sich dabei mit "Modernisierern" an - wie Familienministerin Ursula von der Leyen, die die CSU mit Themen wie Erziehungsgeld und ihrer Krippenplatz-Offensive nervt, und dem ehemaligen CDU-Generalsekretär Heiner Geißler, inzwischen attac-Mitglied. Worte wie "Wickelvolontariat" hat er zwar nie selbst in den Mund genommen, das waren Parteifreunde. Doch Stoibers Meinung steht fest: "Wenn man in der Familienpolitik zum Beispiel den Eindruck erweckt, ein Leitbild zu erzwingen, eine Frau habe immer berufstätig zu sein, dann widerspricht das dem Lebensgefühl von zwei Dritteln der Menschen in Deutschland." Der frühere Familienminister Geißler hält dagegen: "Damit werden wir den Lebenswelten der Menschen nicht gerecht... Es gibt leider in unserer Volkspartei noch immer Leute, die sich nicht an den Interessen der Frauen und Kinder orientieren, sondern ihre Ideologie vertreten, die mit der Realität nicht übereinstimmt." Edmund Stoiber stellt sich am Donnerstag zunächst im Einzelgespräch den Fragen von Maybrit Illner und diskutiert im weiteren Sendungsverlauf mit seinen innerparteilichen Gegnern: Ursula von der Leyen und Heiner Geißler.
- 27.09.2007 22.15, ZDF, Maybrit Illner
- 28.09.2007 03.45, ZDF, Maybrit Illner