Was gibt uns Halt im Leben?
Jeder gerät im Laufe des Lebens in Krisen und nur allzu leicht kann man dabei aus dem Tritt kommen. Wichtig ist, dass man in schwierigen Zeiten immer wieder Halt findet. Der Eine wendet sich in solchen Zeiten dem Glauben zu, der Andere findet Rückhalt in der Familie. Manche suchen sich in Gruppen Gleichgesinnte, doch wenn es die falschen sind, kann der vermeintliche Halt zu einer noch größeren Krise führen. Es gibt auch Menschen, die den Halt im Leben aus sich beziehen, selbst in Extremsituationen wie einer schweren Erkrankung. Wie wichtig ist der Halt im Leben? Wie kann er aussehen und wo kann man ihn finden? Wieland Backes fragt nach im Nachtcafé zum Thema "Was gibt uns Halt im Leben?" am Freitag, 9. Mai 2008, im SWR Fernsehen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Martin Müller (Tel. 0711 929-3707), Presse: Oliver Kopitzke (Tel. 07221-929-4281). Die Gäste: Der Schauspieler Heio von Stetten wuchs inmitten einer Großfamilie auf einem Bauerhof auf. Den Halt, den er in seiner Kindheit hatte, verlor er nach dem Abitur schnell: "An der Schauspielschule war niemand für mich da, das war ein Haifischbecken." Der Schauspielschüler suchte den Halt vergeblich bei anderen, wurde depressiv und brauchte Jahre, ehe er seine innere Mitte fand. Prof. Dr. Eva Jaeggi ist eine der bekanntesten Psychotherapeutinnen und Sachbuchautorinnen Deutschlands. Oft kommen Menschen in ihre Praxis, die den Halt in sich verloren haben. "Halt bedeutet für jeden Menschen etwas anderes", weiß sie aus Erfahrung. "Meine Begleitung besteht darin, dass der Klient sein ganz individuelles Halt-Konzept erspürt und nutzt." Mit 21 Jahren wachte Michaela Eiben eines Morgens auf und war blind - eine seltene Krankheit hatte ihre Netzhaut zerstört. Für sie und ihren Mann stand fest: "Gemeinsam werden wir dieses Schicksal meistern." Heute hat das Paar drei Kinder. Für die junge Mutter ist der größte Halt im Leben ihre Familie. "Durch die Augen meines Mannes und meiner Kinder kann ich sehen." Jürgen Heckel hat erfahren, dass es Gruppen sind, die Halt geben können. Er war über 30 Jahre Alkoholiker und ist nun seit 22 Jahren trocken. Es waren die Anonymen Alkoholiker, die ihm halfen von der Sucht zu lassen. Noch heute besucht er regelmäßig Selbsthilfegruppen, auch in fremden Ländern, denn auch fremde Teilnehmer sind für ihn nur "Freunde, die ich noch nicht kenne". Halt in der Gruppe suchte auch Jan Zobel, als er mit 17 Jahren NPD-Mitglied wurde. "Kameradschaft, Treue, Zusammenhalt - ich habe gedacht, das wäre was ganz Tolles." Es dauerte Jahre, ehe er merkte, dass es nur Sprechblasen waren. "Die Ideale, an die ich geglaubt hatte, werden von der rechtsextremen Szene am meisten verraten." 2001 schaffte er den endgültigen Ausstieg. Florian Sitzmann verlor mit 16 Jahren beide Beine bei einem tragischen Unfall. Doch inzwischen hat er an den Paralympics in Athen teilgenommen, ist Vizeweltmeister im Hand-Bike-Fahren geworden, hat geheiratet und ist Vater einer kleinen Tochter (Emily, 3 Monate) geworden. "Die Lebensenergie und den Halt im Leben muss man in sich selbst finden", ist sein Motto und sein Motor für immer neue Ziele.
- 09.05.2008 22.00, SWR, Nachtcafé
- 10.05.2008 12.00, SWR, Nachtcafé
- 07.08.2008 10.15, 3SAT, Nachtcafé