Weniger ist mehr - Vom Luxus des Verzichts
Für viele Menschen ist nichts erstrebenswerter als ein Leben im Luxus: Tolle Häuser, schicke Autos, teure Klamotten, exotische Reisen. Dass der Überfluss nicht immer zu einem erfüllten Leben führt ist bekannt, und schon längst hat sich eine Gegenbewegung gebildet: Leute die - obwohl sie es sich leisten könnten - bewusst auf Luxus verzichten, weil sie merken, dass die Reduktion auf das Wesentliche sie auf Dauer glücklicher macht. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen viele Angst vor einem sinkenden Lebensstandard haben, können wir davon vielleicht etwas lernen. Und auch grundsätzlich erscheint es manchen befriedigender auf Materielles zu verzichten, um ein geistig und seelisch erfüllteres Leben zu führen. Liegt im Verzicht heutzutage der wahre Luxus? Bringt uns das Streben nach Besitz und Reichtum von uns selbst weg? Was gewinnt man, wenn man bewusst verzichtet? Die Gäste: Manuela Pusker musste erst als Unternehmerin scheitern, um zu erkennen, dass es die ideellen Werte sind, die für sie wirklich zählen. Nach einem steilen beruflichen Aufstieg genoss sie in vollen Zügen ihr Luxusleben; entsprechend hart war der Absturz durch Insolvenz. Heute ist ihr Lebensstandard wesentlich bescheidener als früher. Inhaltlich fühlt sie sich allerdings reicher. Rückblickend sagt die 41-jährige vierfache Mutter: "Ich habe durch die Krise zu Stärke und Menschlichkeit gefunden." "Weniger ist mehr? Nicht für mich!" sagt der 41-jährige Multimillionär und ehemalige Bordellbesitzer Marcus Prinz von Anhalt. Er liebt Prunk und Prass. Der gebürtige Pforzheimer ließ sich vor drei Jahren von Frederic Prinz von Anhalt adoptieren und legte für den Einstieg in die Adelsklasse eine beachtliche Summe hin. Was die "einfachen Leute" über ihn denken ist dem Prinzen egal. Was immer ihm gefällt, kauft er sich - Häuser, Autos, Boote oder auch mal die Gesellschaft von Hollywood-Diva Pamela Anderson. Ein solcher Lebensstil liegt Krishna Candra (39) vollkommen fern. Der Schweizer, der sich vor zwanzig Jahren für ein Leben als hinduistischer Mönch entschied, lebt völlig asketisch in einem abgelegenen Ashram in den Tessiner Bergen. Sich an ohnehin vergänglichen Besitztümern festzuklammern, macht für ihn als Hindu keinen Sinn. Seiner Überzeugung nach ist das Anhäufen von Besitz nur ein Ersatz für mangelnde innere Zufriedenheit: "Die Suche nach Glück muss in der materiellen Welt scheitern!" "Traurig" findet der Wiener Schauspieler und Intendant Felix Dvorak diese Lebensform. Askese und ritueller Verzicht kommen für ihn nicht in Frage: "Es ist doch ein Frevel gegen die Natur, die schönen Dinge des Lebens nicht zu genießen!" Für den schwergewichtigen Feinschmecker und Kulturliebhaber sind es die stilvollen und kultivierten Genüsse, die das Leben lebenswert machen. Vom edlen Essen bis hin zu einem hochklassigen Konzert- oder Theaterabend - der 72-jährige Bonvivant genießt mit allen Sinnen. Im einfachen Leben hat die Teilzeit-Sennerin und Buchautorin Ute Braun ihr Glück gefunden. Seit über zwanzig Jahren lebt die 51-Jährige in der Sommersaison ohne Strom und fließend Wasser auf einer Schweizer Alm; im Winter arbeitet sie in ihrem Heimatdorf im Hunsrück als Heilpraktikerin. Sie fühlt sich auch ohne Luxus und große Besitztümer zufrieden und reich. Extrem wichtig ist es ihr, unabhängig und ohne materielle Zwänge zu leben: "Die Beschränkung aufs Wesentliche macht mich frei!" Christine Fischer sieht diesen Lebensstil mit Skepsis. Die 66-jährige Stuttgarter Unternehmerin hält Konsum gerade in den derzeitigen wirtschaftlich angespannten Zeiten für wichtig. Im Konsumverzicht liegen für sie massive Gefahren für das Gemeinwesen: "Wie soll unser soziales Netz weiter funktionieren, wenn immer mehr Geschäfte schließen müssen und dem Land immer mehr Steuern verloren gehen?" fragt die Inhaberin eines noblen Modehauses besorgt. "Weniger ist mehr!" sagt Prof. Dr. Felix Ekardt. Der 36-jährige Rechtsphilosoph hält - angesichts des Klimawandels und der knapper werdenden Ressourcen der Erde - eine Abkehr vom hemmungslosen Konsum und vom Schwelgen im Luxus für dringend geboten. Gemäßigte Askese sieht der Wissenschaftler dagegen als förderlich für Körper und Geist eines Menschen an: "Verzicht kann glücklich machen!" An der Bar: Michael May Im Herzen ist Michael May Sozialist und engagiert sich für das Gemeinwohl. Dafür setzte er sogar seine Millionenerbschaft ein: Vor drei Jahren spendete der damals 56-Jährige rund 2,6 Millionen Euro aus der Hinterlassenschaft seiner Eltern an die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) - für eine gerechtere Gesellschaft: "Es leuchtet mir nicht ein, warum es mir besser gehen soll als anderen."
- 28.11.2008 22.00, SWR, Nachtcafé
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