Abschied für immer - Wenn der Partner stirbt
Wenn der Partner stirbt, ist nichts mehr wie es vorher war. Es ist ein Abschied für immer. Gefühle, die man zuvor noch nicht in dieser Intensität erlebt hat, bestimmen auf einmal das Leben. Was kann man tun, um die Trauer zu bewältigen? Kann die Zeit die Wunden tatsächlich heilen? Wie geht man mit Einsamkeit um? Und wann soll oder darf man sich wieder für eine neue Liebe öffnen? Über diese Themen sprechen in "Stöckl am Samstag" am 31. Oktober um 16.00 Uhr in ORF 2 Menschen, die sich bereits für immer von ihrem Partner verabschieden mussten. Dagmar Koller erzählt von ihrem ersten Jahr als Witwe: Sie zählten zu einem der schillerndsten und populärsten Paare in Österreich. 1970 lernten einander Dagmar Koller und Helmut Zilk bei einem Fest der Tageszeitung "Kurier" kennen. In ihrem gemeinsamen Leben mussten die beiden vieles durchstehen, wodurch sie jedoch immer fester zusammengeschweißt wurden. Genau ein Jahr ist nun vergangen, seitdem die beliebte Sängerin und Tänzerin ihre große Liebe loslassen und zu Grabe tragen musste. Es waren Bilder, die ganz Österreich berührt und bewegt haben. Wie es der Witwe nach dem ersten Trauerjahr geht, wie sie mit dem Verlust ihres "Lebensmenschen" umgeht und welche alltäglichen Herausforderungen das Leben ihr seither gestellt hat, erzählt sie bei Barbara Stöckl. Außerdem berichtet sie über ihre Zukunftspläne und wie sie ihr Leben weiter gestalten wird. Manfred Dvorak begleitete seine Frau beim Sterben: "Der Schmerz vergeht mit der Zeit zwar, aber was bleibt, ist eine Träne im Inneren. Manchmal fließt sie und manchmal nicht. Aber sie ist ein ständiger Begleiter von mir." Diese Träne im Inneren begleitet Manfred Dvorak seit dem Tod seiner Frau Petra vor vier Jahren. Der diplomierte Krankenpfleger musste sich schon sehr früh für immer von seiner Lebenspartnerin verabschieden, denn sie verlor den Kampf gegen den Krebs im Alter von nur 35 Jahren. Nach ihrem Tod nahm sich Manfred Dvorak eine berufliche Auszeit und pilgerte drei Monate auf dem Jakobsweg durch Spanien. Nachdem er in die leere Wohnung zurückkehrte, waren es die Familie, Freunde, die Musik und das Lesen, die ihm durch diese schwere Zeit geholfen haben. "Ich weiß nicht, wie ich das überstanden habe, aber ich habe es überstanden!" Durch die Erfahrungen der Sterbebegleitung und des Abschiednehmens entstand bei ihm der Wunsch, Menschen in ähnlichen Krisensituationen zu helfen. Deswegen macht Manfred Dvorak heute neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit eine Ausbildung zum Psychotherapeuten. Neben der beruflichen Veränderung konnte er sein Herz wieder für eine neue Liebe öffnen. Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt für ihn. Uschi Janke verarbeitete Verlust in ihrem Buch "Hurra ich bin eine Witwe": 50 Jahre war die gebürtige Holländerin mit ihrem Mann Kurt verheiratet. Kennen und lieben gelernt haben sich die beiden bei einem Tanzturnier: "Er hat sich eigentlich in meinen Quickstepp verliebt und ist nicht mehr von meiner Seite gewichen, er war mein Bodyguard, mein Beschützer und meine ganz große Liebe." Drei gemeinsame Töchter komplettierten das Glück der beiden selbstständigen Unternehmer, die auch im familieneigenen Betrieb ein gutes Team waren. Die letzten fünf Jahre waren geprägt von der schweren Erkrankung ihres einst so lebenslustigen Mannes. Obwohl sie manchmal mit ihren Kräften am Ende war, hat sie ihn bis zu seinem Tod gepflegt. "Die Gefühle habe ich dabei ausgeschalten und nur mehr funktioniert wie ein Roboter, sonst hätte ich es nicht ertragen, zu sehen, wie sein Körper langsam zerfällt." Seinen Tod empfand Uschi Janke als Erlösung und das war auch ihr einziger Trost. "Zu realisieren, du kannst ihn nie mehr etwas fragen, nie mehr berühren, das war am Anfang wie eine Amputation, plötzlich fehlt deine zweite Hälfte." In ihrem Buch "Hurra ich bin Witwe" hat sich die agile Siebzigjährige den ganzen Schmerz von der Seele geschrieben. Bei Barbara Stöckl erzählt sie, warum es wichtig ist abzuschließen, wie sie mit der neuen Freiheit umgeht und ob in ihrem Leben wieder Platz für einen Mann ist. Georg Markus verlor vor 18 Jahren seine erste Frau durch Krebs: "Nichts ist mehr, wie es vorher war! Niemand, der das nicht selbst erlebt hat, kann nachvollziehen, was man in dieser Zeit durchmacht", sagt Georg Markus, während er sich an den Tod seiner ersten Frau Ilse vor 18 Jahren zurückerinnert. Der Buchautor und Zeitungskolumnist hat von seiner Lebenspartnerin auf ganz besondere Art und Weise Abschied genommen, indem sie die gemeinsam verbrachte Zeit in Gesprächen Revue passieren ließen. "Bevor Ilse starb, hat sie mir ihren Segen für eine neue Beziehung gegeben. Das war sehr wichtig für mich. Sie wollte mir vor ihrem Tod sogar noch eine neue Frau suchen, weil sie Bedenken hatte, dass ich das selber nicht zustande bringen würde." Vor acht Jahren lernte Georg Markus die Schauspielerin Daniela Dvorak kennen und lieben, die beiden heirateten und haben heute gemeinsam eine Familie. "Ich hätte damals nie gedacht, dass ich jemals wieder glücklich sein kann, aber das bin ich!". In "Stöckl am Samstag" schildert der Schriftsteller, wie sich die Erinnerungen und das Gefühl für seine verstorbene Liebe mit der Zeit verändert haben.
- 31.10.2009 16.00, ORF2, Stöckl am Samstag
- 01.11.2009 05.10, ORF2, Stöckl am Samstag
- 03.11.2009 10.15, 3SAT, Stöckl am Samstag