Diabetes - die stille Gefahr
Diabetes - die stille Gefahr Die Zahlen sind alarmierend, bereits mehr als 600.000 Menschen leben in Österreich mit Diabetes. Rund ein Drittel der Betroffenen weiß jedoch nichts davon, denn Diabetes macht jahrelang keine Beschwerden. Im schlimmsten Fall bringt erst ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall eine schon lange bestehende Diabetes-Erkrankung ans Licht. Damit es gar nicht so weit kommt, ist Aufklärung über Diabetes lebensrettend. Dazu will Barbara Stöckl mit ihren Gästen in "Stöckl am Samstag" am Welt-Diabetes-Tag, dem 14. November, um 16.00 Uhr in ORF 2 beitragen. Peter Hopfinger - Gründer der ersten deutschsprachigen Internetplattform www.diabetes-austria.com: Peter Hopfinger hat sein Leben der Diabetes-Aufklärung verschrieben. Auslöser war die eigene Diabetes-Diagnose vor 14 Jahren, die einen großen Schock für den einstigen Musikjournalisten bedeutete. Doch ließ sie ihn auch schnell erkennen, dass möglichst viel Wissen um die Erkrankung dem Gespenst den Schrecken nimmt. Peter Hopfinger suchte Spezialisten auf und recherchierte im Internet, jedoch ohne großen Erfolg. Für ihn Grund genug, selbst das Ruder in die Hand zu nehmen. Gemeinsam mit einer beruflichen Weggefährtin initiierte er die Online-Plattform "Diabetes-Austria", um Betroffenen und Interessierten eine Informationsplattform zu geben. Betroffene zu Managern der eigenen Erkrankung werden zu lassen ist sein Ziel: "Wer sich auskennt, kann mit Diabetes ganz normal leben, vielleicht sogar besser", weiß er bei Barbara Stöckl zu berichten. Claudia Bandion-Ortner - Die Justizministerin ist seit 16 Jahren insulinpflichtige Diabetikerin: "Ich war grantig", bekennt Claudia Bandion-Ortner ganz offen, "als Zeitungen im Jänner 2008 von meiner Diabetes-Erkrankung berichteten." Die damalige Richterin im BAWAG-Prozess empfand es als sehr irritierend, dass dieses sehr persönliche Detail an die Öffentlichkeit durchsickerte. Doch viele positive Reaktionen, Großteils von Müttern zuckerkranker Kinder, ermutigten sie, ganz offen zu ihrer Erkrankung zu stehen und zu zeigen, dass auch mit Diabetes ein ganz normales Leben und eine berufliche Karriere möglich sind. Als Vorzeigediabetikerin möchte die Justizministerin nicht bezeichnet werden, jedoch erzählt sie in "Stöckl am Samstag", dass es ihr ein großes Anliegen ist, anderen Betroffenen durch den ganz selbstverständlichen Umgang mit ihrer Erkrankung Mut zu machen. Eva Seara - Die aktive Pensionistin hat ihren Diabetes weggeturnt: Ein Herzinfarkt vor drei Jahren brachte bei der Pensionistin einen wahrscheinlich schon jahrelang bestehenden Diabetes ans Licht. "Nehmen sie ab und bewegen sie sich", das war alles, was die 64-Jährige von ihrem Arzt zu hören bekam. Daraufhin beschloss Eva Seara aktiv zu werden und informierte sich ausführlich über Diabetes und seine Folgen - und war entsetzt: "Als ich erfahren habe, dass man blind werden kann oder Amputationen drohen können, ist mir anders geworden." Durch Zufall stieß sie auf ein maßgeschneidertes Sportprogramm der Sportunion für Diabetiker. Unter fachmännischer und individueller Betreuung turnt die aktive Pensionistin nun mit fünf Gleichgesinnten zweimal in der Woche für zwei Stunden. Der Erfolg durch die regelmäßige körperliche Betätigung kann sich sehen lassen: beachtliche 16 Kilogramm hat Eva Seara bereits abgenommen und seit einigen Monaten benötigt sie auch ihre Diabetes-Medikamente nicht mehr. "Was anfangs eine Überwindung des inneren Schweinehundes war, ist mittlerweile ein Fixpunkt in meinem Leben geworden, den ich nicht mehr missen will", erzählt die rüstige Pensionistin bei Barbara Stöckl. Tobias und Gerd Bauer - der Fünfjährige Tobias war wegen Diabetes in Lebensgefahr: Als Tobias mit drei Jahren in den Kindergarten kam, war er blass, müde, durstig und benötigte plötzlich wieder eine Windel. "Wir haben das zunächst den neuen Umständen zugeschrieben", meint sein Vater Gerd Bauer. Sein Zustand verschlechterte sich täglich, die konsultierten Ärzte beruhigten. Schließlich schlug eine erfahrene Krankenschwester vor, den Blutzucker zu messen. Dieser zeigte einen Wert von 500, normal wären 100! Tobias war mittlerweile nicht mehr ansprechbar und wurde mit dem Hubschrauber ins Wiener AKH geflogen. Die Diagnose lautete Typ-1-Diabetes mit kompletter Stoffwechselentgleisung. Nach fünf bangen Tagen im Tiefschlaf begann sich sein Stoffwechsel wieder zu stabilisieren. Tobias lebt seither mit einer Insulinpumpe, die ihm das lebensnotwendige Insulin über eine Kanüle künstlich zuführt. Welchen Einfluss Tobias' Erkrankung auf das Familienleben hat und warum Gerd Bauer die aktuelle Kampagne zur Früherkennung von Diabetes im Kindesalter unterstützt, erzählt der dreifache Familienvater bei Barbara Stöckl. Prof. Alexandra Kautzky-Willer - Die Internistin ist Leiterin der Diabetes-Ambulanz im Wiener AKH: Typ-2-Diabetes, früher auch Altersdiabetes genannt, trifft längst nicht nur mehr alte Menschen. Übergewicht, Bewegungsmangel, Bluthochdruck und Rauchen sind ausschlaggebend, dass auch immer mehr junge Menschen an Typ-2-Diabetes erkranken. "Das Problem ist, dass man am Beginn nichts merkt, man spürt nichts und es dauert im Schnitt sieben Jahre, bis ein Diabetes entdeckt wird. Da sind meist schon schwere Folgen wie Herzinfarkt, Augen- und Nierenprobleme, Nervenschädigungen oder gar Fußamputationen ein Thema", so die Expertin. Daher plädiert die Internistin in "Stöckl am Samstag" zur lebenswichtigen Vorbeugung: "Man kann durch einen gesunden Lebensstil Diabetes zu 60 Prozent verhindern, und den sollten Eltern ihren Kindern schon von klein an vorleben."
- 14.11.2009 16.00, ORF2, Stöckl am Samstag
- 15.11.2009 05.05, ORF2, Stöckl am Samstag
- 17.11.2009 10.15, 3SAT, Stöckl am Samstag