Höher, schneller, weiter - Leistungssport ohne Gnade!
Leistungsland Deutschland. Nicht nur im Sport gilt: Nur wer etwas leistet, ist etwas wert. Der Fußball-Nationaltorwart Robert Enke ist nur einer von vielen, der an den unsagbar hohen Erwartungen seines Sports und unserer Gesellschaft zerbrach. Zählen nur noch Ergebnisse, Leistung und exzellente Bilanzen, ganz egal, wie es dem Einzelnen dabei geht und was aus ihm wird? Über diese und andere Fragen diskutiert Thomas Leif mit seinen Gästen am Montag, den 16. November 2009, im Palais in der Kulturbrauerei in Berlin. Ein Selbstmord erschüttert ganz Deutschland. Der tragische Tod des Nationaltorhüters Robert Enke wirft unzählige Fragen auf, die im normalen Sport-Alltag unter den Teppich gekehrt werden: Wie viel Druck muss ein Einzelner im Sportbetrieb aushalten? Wie brutal ist der Leitungssport heute? Sind Medien und Zuschauer mit ihren Erwartungen an den psychischen Belastungen mit Schuld? Robert Enke ist kein Einzelfall. Ob die Fußballprofis Sebastian Deisler und Jan Simák oder der Skispringer Sven Hannawald - sie alle litten an seelischen Krankheiten wie dem Burn-out-Syndrom oder Depressionen. Diese bekannten Fälle sehen Experten jedoch nur als "Spitze des Eisbergs". Im Profisport seien viel mehr Personen, Athleten und Trainer betroffen. Darüber öffentlich zu sprechen ist noch immer ein Tabu unserer Gesellschaft. Niemand will als "Versager" oder "Minderleister" an den Pranger gestellt werden. Das gilt jedoch nicht nur für den Sport: In unserer Gesellschaft zählt heute fast ausschließlich der Job, beruflicher Erfolg und materieller Wohlstand. Auch Homosexualität gilt vor allem im Fußballgeschäft als absolutes Tabuthema. Tarnen, täuschen, tricksen ist die Devise. Werden wir zu einer Burn-out-Gesellschaft, in der sich keiner traut, über seine Neigungen, Ängste und den Druck zu sprechen? Brennt unsere Leistungsgesellschaft aus?
- 16.11.2009 22.30, SWR, 2+Leif
- 18.11.2009 00.00, Eins Extra, 2+Leif