Nobelpreis für Obama - Lasst uns mit seinem Krieg in Frieden?
Welch ein Triumph für Barack Obama! Nach nicht einmal einem Jahr im Weißen Haus wird dem US-Präsidenten an diesem Donnerstag in Oslo der Friedensnobelpreis verliehen. Doch ein pazifistischer Friedensengel ist er nicht - kann er auch gar nicht sein: Jeder US-Präsident, egal welcher Couleur, übernimmt mit dem Amt des "mächtigsten Mannes der Welt" auch die Rolle des globalen Sheriffs. Und in dieser Rolle hat Obama vor wenigen Tagen angekündigt, er wolle mehr Truppen nach Afghanistan schicken, und hat seine Verbündeten - auch Deutschland natürlich - gebeten, ihn im Kampf am Hindukusch stärker zu unterstützen. Die Doppeldeutigkeit seiner Politik ist dem Präsidenten durchaus bewusst: Er ließ ankündigen, dass er den Friedensnobelpreis in seinem Selbstverständnis als "Kriegspräsident" entgegennehme und in Oslo ausdrücklich die Notwendigkeit von Militäreinsätzen zur Erzwingung des Friedens begründen werde. Solche Dialektik ist für die meisten Bundesbürger nicht nachvollziehbar. In unserem Land, das noch vor einem Jahr von freudiger "Obamania" erfasst war, sind mehr als zwei Drittel der Bürger ganz entschieden für einen schnellen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Und nun kommt noch das schreckliche Bombardement von Tanklastern mit vielen zivilen Opfern in der Nähe von Kundus hinzu. Karl-Theodor zu Guttenberg, der neue Verteidigungsminister, ist in Erklärungsnot: Er hat den von einem deutschen Oberst angeordneten Angriff zunächst als "angemessen" bezeichnet, dieses Urteil dann aber wieder einkassiert. Bei "Maybrit ILLNER" hat er an diesem Donnerstag Gelegenheit, seine Sicht der Tragödie einem breiten Publikum zu erläutern. Ist es richtig, einem in diverse militärische Konflikte verwickelten US-Präsidenten nach wenigen Monaten Amtszeit den Friedensnobelpreis zu verleihen? Ist so eine Auszeichnung für einen aktiven Politiker - wie damals Willy Brandt, so fragwürdig der Vergleich auch sein mag - eine Stärkung oder eine Belastung? Unter anderem dazu kann Egon Bahr eine Menge sagen, der Architekt der deutschen Ost- und Entspannungspolitik und enge Vertraute Willy Brandts. Und wie führt man einen "guten" Krieg gegen "das Böse"? Am besten gar nicht? Bundeskanzlerin Angela Merkel hat angemahnt, dass "die Folgen von Nichthandeln" uns "genauso zugerechnet" werden, "wie die Folgen von Handeln." Am Tag der Verleihung des Friedensnobelpreises diskutiert Maybrit Illner mit ihren Gästen ein altes moralisches Dilemma in seiner aktuellen politischen Form: Wann macht man sich im Kampf für ein gerechtes Ziel in Afghanistan die Hände so schmutzig, dass man - nicht zuletzt im Sinn der betroffenen Soldaten - die Finger besser davon lassen sollte?
- 10.12.2009 22.15, ZDF, Maybrit Illner
- 11.12.2009 03.35, ZDF, Maybrit Illner
- 11.12.2009 17.25, Phönix, Maybrit Illner