Weihnachtszeit, Spendenzeit - Wem hilft unser Geld?
Gerade in der Weihnachtszeit ist die Spendenbereitschaft der Deutschen besonders hoch. Denn zum Fest der Nächstenliebe rührt das Mitleid mit den Armen und Bedürftigen viele zahlungskräftige Seelen. - Deutschland, das Spendenwunderland? Die Zahlen belegen dies: Im vergangenen Jahr wurden 82 Millionen Euro mehr gespendet als 2007, insgesamt rund 2,16 Milliarden, und trotz anhaltender Wirtschaftskrise zeichnet sich für dieses Jahr lediglich ein leichter Rückgang ab. Die Bereitschaft zu spenden scheint ungebrochen. Aber kann man als mildtätiger Geber wirklich sicher sein, dass das Geld auch in die richtigen Hände gelangt? Spätestens seit dem Skandal um hohe Provisionen beim Kinderhilfswerk "Unicef" ist das Vertrauen in die Redlichkeit wohltätiger Organisationen tief erschüttert. Ein Ausnahmefall? Wohl kaum, denn das Geschäft mit den Spenden brummt und offenbart immer wieder sein halbseidenes Gesicht, wie regelmäßig in der Presse zu lesen ist. Welche Wege gehen unsere Spenden? Wie kann man schwarze Schafe unter den Hilfsorganisationen erkennen? Soll man überhaupt noch spenden? Die Gäste: Direktes Engagement ist für Birgit Schrowange das Sinnvollste. Sie selbst zeigt es in ihrem unmittelbaren Umfeld zu Hause in Köln. "Die Kinderarmut nimmt in Deutschland rapide zu, man muss sich doch nur in der Nachbarschaft umsehen, da gibt es genug zu tun". Auch Organisationen in Entwicklungsländern unterstützt sie regelmäßig mit Spenden. Für ihren unermüdlichen Einsatz erhielt die Moderatorin letztes Jahr sogar die Bundesverdienstmedaille. Seit über zwanzig Jahren arbeitet Almaz Böhm mit ihrem Mann für "Menschen für Menschen". Aufklärungsarbeit über grausame Traditionen, Familienplanung und vor allem Bildung liegen ihr dabei besonders am Herzen. Und ganz nebenbei leistet sie damit ein wenig Emanzipationsarbeit: "Mädchen und Frauen sind extrem motiviert und je mehr sie lernen umso selbstbewusster werden sie." Die Verschwendung von Spendengeldern in Katastrophengebieten hat Winfried Schnurbus hautnah mitbekommen. Nach dem Tsunami drehte er darüber in Sri-Lanka verschiedene Filmbeiträge. Darin zeigte er, wie für ein Fischerdorf mehr Fischerbote von Spendengeldern gekauft wurden als die Fischer jemals zu Wasser lassen können. Und das ist nur eines von vielen Beispielen. Unermüdlich ist Jeannine Schiller in wohltätiger Mission unterwegs, um ihr eigenes Kinderheim für Schwerstbehinderte und die Kinderkrebshilfe zu finanzieren. Die Wiener Society-Lady nutzt jedes gesellschaftliche Event, um Wirtschaftsbosse ganz direkt um Spenden anzugehen. Von ihren Charity-Galas fließt jeder Cent in die Projekte, beteuert sie: "Mein ganzes Herz gilt den Kindern, und trotzdem gibt es furchtbar viel Neid, das tut schon weh". Seit sieben Jahren ist Ulrich Laudick Geschäftsführer von "Aktion Tier e.V.". Das Engagement für Tier-, Natur- und Artenschutz soll das öffentliche Bild des Vereins prägen. Dazu passen keine negativen Schlagzeilen, wie zuletzt, in denen schwere Vorwürfe gegen die Organisation erhoben werden: Zum Beispiel würde nur ein Bruchteil der jährlichen Einnahmen den Tieren zugute kommen, heißt es. Laudick weist alle Anschuldigungen zurück: "Wir haben uns nichts vorzuwerfen, weil wir Transparenz schaffen und satzungsgemäß handeln." Der Journalist Stefan Loipfinger geht den undurchsichtigen Machenschaften in der Spendenszene auf den Grund - und bringt mit seinen Recherchen große und kleine Skandale an die Öffentlichkeit. Gleichzeitig ist er Betreiber der Internetseite "charitywatch.de". Loipfinger achtet bei seinen Nachforschungen besonders darauf, wie viel Geld letztlich das Bestimmungsziel erreicht. "Es wird immer argumentiert, dass es doch besser sei, wenn von 100 Euro immerhin 10 ankommen. Dieser Ansatz ist aber falsch." Die Aufklärung der Spender ist für Burkhard Wilke der beste Schutz vor schwarzen Schafen. So kontrolliert das "Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen" (DZI), dem er vorsteht, Hilfsorganisationen nach strengen Leitlinien und vergibt ein Spendensiegel - vorausgesetzt die Werbung ist nicht moralisch erpresserisch, die Finanzen sind stimmig und die Projektplanungen effizient. "Das größte Problem ist die Verquickung von gewerblichen und gemeinnützigen Interessen bei manchen Organisationen." An der Bar: Seine leiblichen Eltern lernte Philip Oprong Spenner nie kennen, mit neun Jahren lebte er als Straßenkind in Nairobi. Der nackte Überlebenskampf führte ihn glücklicherweise in die Obhut eines engagierten Sozialarbeiters. Das Missionszentrum in Hamburg machte ihn zum Patenkind eines Kinderarztes, zu dem Spenner eine enge Verbindung aufbaute. Mit den Spendengeldern finanzierte er seine Ausbildung und sein Studium. "Ich hätte nie die Chance bekommen, das zu werden, was ich heute bin, ohne Spendengelder."
- 11.12.2009 22.00, SWR, Nachtcafé
- 12.12.2009 12.20, SWR, Nachtcafé
- 15.12.2009 21.45, Eins Plus, Nachtcafé
- 17.12.2009 13.45, Eins Plus, Nachtcafé
- 18.12.2009 10.45, Eins Plus, Nachtcafé
- 19.12.2009 06.45, Eins Plus, Nachtcafé
- 20.12.2009 03.45, Eins Plus, Nachtcafé
- 21.12.2009 00.45, Eins Plus, Nachtcafé