Erstes Gebot für Banker - Der Kunde bleibt der Dumme
Christl Werth - 50 Jahre lang führte die Münchnerin ein luxuriöses Leben mit ihrem Mann, bis der Juwelier 1994 starb. Christl Werth erbte Millionen, legte diese bei zwei Banken mit guten Renditeversprechen an - und verlor bis 2008 das gesamte Vermögen. Die Schuld dafür gibt sie den Beratern. "Ich dachte, das wären ehrliche Menschen." Heute lebt die 85-Jährige verarmt von der Sozialhilfe in einem Seniorenheim. Das ARD-Wirtschaftsmagazin "Plusminus" machte jüngst ihren Fall öffentlich. / Volker Thieler - "Ältere Menschen werden sehr oft falsch beraten", sagt der Anwalt von Christl Werth und moniert: "Es gibt keine vernünftigen Anlagenkonzepte für Menschen über 70. Wenn nicht einmal der Bankangestellte den Überblick hat, woher sollen dann Rentner wissen, was sie unterschreiben?" / Frank Lehmann - Der ehemalige ARD-Börsenexperte macht auch die Anleger für Ihre Verluste verantwortlich. "Nicht immer liegt es nur am Berater", sagt der bekannteste Wirtschaftsjournalist Deutschlands. "Die Ahnungslosigkeit der Menschen ist schon frappierend. Wir sind leider das Volk der Finanzanalphabeten", erklärt Frank Lehmann. "Die Kunden müssen sich massiv selbst darum kümmern, damit sie dem Berater auch die richtigen Fragen stellen können." / Sahra Wagenknecht - "Alle privaten Banken müssen in staatliches Eigentum überführt, ihre Geschäftspolitik grundsätzlich verändert und demokratisch gesteuert werden", fordert die wirtschaftspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag. Dass der Staat privaten Banken dabei helfe, weiter zu wachsen, sei ein Skandal. "Denn diese Banken besitzen einen Blankoscheck für hochriskante Spekulationsgeschäfte", sagt Sahra Wagenknecht. / Uwe Fröhlich - Viele Banken beraten ihre Kunden immer noch mangelhaft, urteilte die "Stiftung Warentest" im Dezember nach einer Untersuchung bei 21 Geldinstituten, auch bei den Raiffeisenbanken. "Wir nehmen die Kritik sehr ernst", sagt der Präsident des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken und verspricht: "Wir ziehen unsere Erkenntnisse aus den Ergebnissen und werden unsere Bankberatung weiter optimieren." / Eberhard Beer - Vierzig Jahre lang war er Banker. Er kennt den Druck, den Banken auf ihre Mitarbeiter ausüben: "Eine Liste für zufriedene Kunden gibt es nicht, für Provisionen dagegen schon", sagt der 62-Jährige. Heute ist Eberhard Beer als Seniorberater im Netzwerk "Die Alten Hasen" tätig und schaut seinen ehemaligen Kollegen auf die Finger. "Wir verkaufen keine Produkte, sondern beraten ohne Profitinteresse und ohne wirtschaftliche Abhängigkeit."
- 19.01.2010 22.45, ARD, Menschen bei Maischberger
- 20.01.2010 09.30, MDR, Menschen bei Maischberger
- 23.01.2010 23.15, 3SAT, Menschen bei Maischberger