Notfall Pflege - Alte auf dem Abstellgleis
Mehr Zeit für die häusliche Pflege der Eltern oder des Partners! Hört sich gut an, kann sich aber kaum jemand leisten. CDU-Familienministerin Kristina Schröder will eine Lösung gefunden haben und hat ein Modell vorgelegt: Rechtsanspruch auf eine zweijährige Familienpflegezeit. Die Arbeitgeber lehnen ab: zu teuer. Die Sozialverbände lehnen auch ab: nicht weitgehend genug. Teilzeitarbeit und zuhause Pflegestress, ist das wirklich die Lösung? Macht sich der Staat einen schlanken Fuß und will ein immer drängender werdendes Problem loswerden? Ist der Schröder-Vorschlag zudem frauenfeindlich? Sind wir auf dem Weg in eine Gesellschaft, in der nur noch Reiche das Altern in Würde bezahlen können? Gilt in der Pflege nur noch das Prinzip Profit? Wächst die Angst vor Armut und Einsamkeit im Alter? 2,25 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Bis 2050 werden es nach Untersuchungen von Demografie-Experten fast doppelt so viele sein. Gleichzeitig schrumpft der Anteil der jungen Generation. Betreuung und Finanzierung der Pflege wird so immer schwieriger. Professionelle Hilfe ist jedoch kaum durch Angehörige oder hilfsbereite Laien zu ersetzen. Zumal die Rufe nach ehrenamtlicher Hilfe in der knochenharten Praxis auf wenig Resonanz stoßen. Und auch Fachpersonal fehlt. In Heimen und im mobilen Einsatz schuften die Fachkräfte permanent am Limit. Die individuellen Betreuungszeiten schnurren zusammen. Menschenwürdige Pflege ist offenbar zu teuer, wirft nicht genug Profit ab. Die Nachfrage nach billigen häuslichen Pflegehilfen aus Osteuropa hat massiv zugenommen. Nach dem Vorschlag der neuen Familienministerin nimmt die Debatte über Pflege, Alter und die Rolle von Staat und Gesellschaft jetzt Fahrt auf.
- 08.03.2010 22.30, SWR, 2+Leif
- 10.03.2010 00.00, Eins Extra, 2+Leif