Die Kraft des Gehens
Gehen um des Gehens willen, sich einfach auf die Kraft seiner eigenen Beine zu verlassen, um weite Strecken zurückzulegen, sich auf die Langsamkeit, die das Gehen mit sich bringt, besinnen oder mit Hilfe des Gehens ein schweres Schicksal aufarbeiten. Die Gründe, einfach zu Fuß aufzubrechen, können vielseitig sein. Die Gäste, die Barbara Stöckl am 17. April um 16.00 Uhr in ORF 2 in "Stöckl am Samstag" begrüßt, hatten unterschiedlichste Beweggründe, sich für das einfache Fortbewegen auf den eigenen Beinen zu entschließen: Ulrich Reinthaller ging zweimal den Jakobsweg: Ulrich Reinthaller ist schon in viele Rollen geschlüpft - von Schnitzler- und Tschechow-Figuren bis zum "Arzt vom Wörthersee". Eine sehr persönliche Seite hat Reinthaller vor drei Jahren in der Dokumentation seiner Pilgerreise am Jakobsweg gezeigt. Bereits zum zweiten Mal ist er diesen Weg gegangen, 800 Kilometer in 29 Tagen: "Jeden Tag hat sich der gleiche Vorgang wiederholt. In der Früh gehe ich nach Westen, die Sonne ist hinter mir, vor mir mein Schatten. Im Lauf des Tages wird der Schatten kürzer, und am Ende des Tages gehe ich ins Licht. Das Bild eines Menschenlebens. Man überholt seinen Schatten und geht am Ende des Lebens auf eine feinstoffliche Welt zu." Bei Barbara Stöckl berichtet der Schauspieler, warum Gehen und Kommen für ihn ein heiliger Vorgang ist, welche Bedeutung die Stille dabei hat und warum ein bewusster Schritt zurück oft sehr heilsam sein kann. Barbara Schaefer ging zu Fuß von Berlin zum Hohen Dachstein, um den Tod der Freundin zu verkraften: Als Barbara Schaefer erfährt, dass ihre Freundin Katja am Hohen Dachstein tödlich verunglückt ist, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie packt das Nötigste in einen Rucksack und verlässt Berlin in Richtung Süden. Ziel: der Unglückort. Sechs Wochen lang geht sie 30 bis 40 Kilometer am Tag über Dresden, Theresienstadt, durch Böhmen nach Prag und weiter in Richtung Österreich, insgesamt 900 Kilometer. "Das Rhythmische, auch Monotone, das kann Ruhe geben. Vielleicht wie Rosenkranzbeten oder andere Trauerrituale", erzählt sie bei Barbara Stöckl. Was sie sich von der Ankunft am Hohen Dachstein erwartete, wie es schließlich war, dort anzukommen und ob sie durch die Wanderung wieder zurück ins Leben gefunden hat, erzählt sie in "Stöckl am Samstag". Martin Prinz war fünf Monate in den Alpen unterwegs: Der Schriftsteller Martin Prinz macht sich im Juni 2008 zu einer ganz besonderen Wanderung auf - er geht den Roten Weg der "Via Alpina" - einen Weitwanderweg durch die Alpen. Ein 2.500 Kilometer langer Marsch in 161 Tagesetappen, von Triest nach Monaco. Sein Beweggrund: er möchte durch die Wanderung diesen ganz besonderen Lebensraum und dessen Veränderung dokumentieren. Allein überquert er mehrmals den Alpenhauptkamm, passiert 44 Mal nationale Grenzen und steigt bis ins hochalpine Stockwerk - Witterung und Unwägbarkeiten ausgesetzt. Es öffnet sich ihm eine Welt, die vom Menschen als Kulturlandschaft einst zugänglich gemacht wurde, doch heute weit schneller verschwindet, als es unser Blick auf das größte Fremdenverkehrsgebiet der Erde wahrhaben will. Was er in den fünf Monaten Wanderung quer über die Alpen erlebt hat, ob ihn dieses Abenteuer verändert hat und wie er nach dieser Reise dem Lebensraum Alpen gegenübersteht, berichtet er bei Barbara Stöckl. Ulrike Brombauer bereist trotz Handicaps Länder zu Fuß: Ulrike Brombauer liebt das Wandern, die Langsamkeit des Gehens und das Gipfelerlebnis, egal ob in den heimischen Alpen oder in fernen Ländern. Für die blinde Grazerin gibt es nichts Schöneres als zu wandern und die unterschiedlichen Gegenden in sich aufzunehmen. Ihre letzte große Reise führte sie gemeinsam mit ihrem Mann nach Nepal, auf eine 17-tägige Trekkingtour, die sie langsam und stetig bis auf einen Pass auf 5.400 Meter Seehöhe brachte. "Teilweise erreicht man einen richtig meditativen Zustand, dann kommt wieder die Anstrengung durch. Man lernt sich bei so etwas auch wieder selbst ein bisschen kennen, lernt, wie man empfindet, wie es einem geht." Wie das Wandern selbst in steilem Gelände funktioniert, wie sie die Umgebung wahrnimmt und wie sie sich einen 8.000er vorstellt, erzählt wird sie in "Stöckl am Samstag".
- 17.04.2010 16.00, ORF2, Stöckl am Samstag
- 18.04.2010 05.10, ORF2, Stöckl am Samstag
- 31.08.2010 10.15, 3SAT, Stöckl am Samstag