Reiches Land - arme Kinder
Das Sparpaket, das die Bundesregierung im Juni vorgestellt hat, ist das größte der bundesdeutschen Geschichte. Und es trifft vor allem die Armen: kein Elterngeld mehr für Hartz IV-Empfänger, ferner keine Beiträge für deren Rentenversicherung mehr. Und auch die Mittel für Umschulungen oder Weiterbildung von Arbeitslosen sollen gekürzt werden. Gleichzeitig leben 2,5 Millionen deutsche Jugendliche unter 15 Jahren unterhalb der Armutsgrenze - schließt sich in Zeiten der Wirtschaftskrise nun endgültig ein Teufelskreis? Viele der Schützlinge von Barbara Baur kommen schon morgens mit knurrendem Magen in den Rosenheimer Kinderhort Jonathan. Fast die Hälfte ihrer Eltern bezieht Sozialhilfe oderl lebt trotz Arbeit unterhalb der Armutsgrenze. Die geplante Streichung des Kindergeldes für Empfänger von Arbeitslosengeld II kommt für viele von ihnen einer Katastrophe gleich. Geld muss schließlich nicht nur zum Essen reichen, weiß auch Norbert Huber, Geschäftsführer der Caritas-Zentren in und um München. Ausflüge, ein Sportverein oder Kindergeburtstage - Fehlanzeige. Kinder können aus Geldknappheit nicht feiern und werden dann umgekehrt auch nicht eingeladen. Die soziale Ausgrenzung nimmt ihren Lauf, Entwicklungsauffälligkeiten und Gewalttätigkeit sind mögliche Folgen. Soziologen sprechen von 'Sozialhilfedynastien' oder einer sogenannten 'Spirale nach unten': Kinder werden aufgrund der Armut ihrer Eltern aus dem Sozialsystem ausgegrenzt und sehen später für sich selbst keine Chance, außer ebenfalls von Sozialhilfe zu leben. Sozialverbände müssen mittlerweile Mittel, etwa für Beratungen, aufbringen, die Kommunen und Landkreise nicht mehr zur Verfügung stellen - und stoßen allmählich an die Grenzen ihrer Kapazitäten. Welche Gestaltungsmöglichkeiten haben sie noch? Vor welchen Problemen stehen die betroffenen Familien konkret? Wie können Städte und Gemeinden der zunehmenden Kinderarmut begegnen? Wie kann in Zeiten der Finanzkrise nicht nur Finanz- sondern auch Bildungsgerechtigkeit gefördert werden? Unter der Leitung von Anja Wolf diskutieren Christine Strobl, 2. Bürgermeisterin der Stadt München, Norbert Huber, Geschäftsführer der Caritas-Zentren in München (Stadt und Landkreis), Renata Farkas, Sozialpädagogin im Münchner HORIZONT-Haus und Barbara Baur, Nachbarschaftshilfe Rosenheim e.V..
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