Abmahnungen
Abmahnungen sind heute ein sicheres Geschäft. Für mich sowieso, aber auch Sie können prächtig daran verdienen. Meine Spezialität ist es, die Nutzer von Tauschbörsen wie Bittorrent und Emule kräftig abzuzocken. Das bietet Ihnen vielerlei Chancen.
Wenn auch nur ein Punkt dieser Liste auf Sie zutrifft, bin ich Ihr Mann:
- Sie sind Musiker und haben soeben ein schrottiges Album aufgenommen, das kein Schwein kaufen will?
- Sie sind Filmproduzent, und Ihr neuestes Machwerk treibt die Leute schon nach wenigen Minuten scharenweise aus dem Kino?
- Sie programmieren Spiele, aber irgendwie reagiert der Markt auf Ihre Werke nicht so freundlich, wie Sie es gern hätten?
- Sie halten sonstwie die Rechte an irgendwelchem Zeug, das urheberrechtlich geschützt ist, aber es will Ihnen partout nichts einbringen?
Da weiß ich Rat!
Und zwar machen wir das so: Wir speisen den Schrott in großem Maßstab in die Tauschbörsen ein. Das macht mein Kumpel Harry Kapulski. Den Köder werden bald schon Tausende ahnungsloser Deppen schlucken. Da loggen wir fleißig die IPs mit und schmeißen die Staatsanwaltschaften damit zu. Auf deren Anweisung rückt manch ein Provider dann nur zu gern Name und Adresse des Anschlussinhabers raus, und dem ballern wir dann erst mal fett eins vor den Bug:
- ein sechsseitiges Schreiben, das sich gewaschen hat; mit drei Dutzend Beispielen von schweineteuren Prozessen, Hausdurchsuchungen und Einstweiligen Verfügungen,
- ein Vordruck einer hemmungslos überzogenen Unterlassungserklärung, in der die Unterzeichnenden sich zu allen Vorwürfen schuldig bekennen und Ihnen für 30 Jahre das Recht zu fetten Schadensersatzklagen einräumen, sowie (und das ist der wichtige Punkt),
- die Aufforderung, sofort 600 Euro oder so an mich zu überweisen. Davon bekommen Sie als Rechteinhaber 100 Laschen, Harry bekommt auch 100, 40 bekommt der Provider fürs Petzen, der Rest ist für mich (denn ich hab ja schließlich die ganze Arbeit, dass ich jeden Tag 1000 beschissene Briefe zur Post schleppen muss!).
Natürlich werden viele Typen darauf nicht reagieren, um so besser. Dann setzt es ein zweites Schreiben, wo wir den Betrag mal eben verdoppeln. Da bekommen die meisten dann endgültig Fracksausen, und der Rubel rollt. Nun hat zwar das Bundesverfassungsgericht am 19.3.2008 irgendwas in der Richtung entschieden, dass die gespeicherten Daten nun bei schweren Straftaten rausgegeben werden dürfen, aber das ist Wischiwaschi. Harry weiß schon, wie er an die Adressen der Datensauger kommt; der hat so seine Beziehungen.
Was mahnen wir ab?
Grundsätzlich alles. Natürlich gibt es Sachen, die erfolgversprechender sind.
Am liebsten mahne ich
Pornos
ab. Da hat man auch den meisten Spaß bei der Vorstellung, wie Frauchen abends ihren Mann daheim empfängt,
mit meinem Schrieb wedelt und treudoof fragt: Sagt dir der Film Anal total
irgendwas?
Das kommt auch gut bei Schülern, die dann womöglich zusätzlich noch ihre neue Mathe-Fünf zu
beichten haben. Die Leutchen zahlen meist ziemlich flott. Je peinlicher der Film,
desto besser. (Produzenten von Piss-Filmen bekommen bei mir vorteilhafte Sonderbedingungen!)
Kinder sind sowieso ein dankbares Abzockobjekt. Die Anschlussinhaber sind dann die Eltern, die in aller Regel keine Ahnung von Computerm, Tauschbörsen und all dem neumodischen Kram haben und bei einer Abmahnung flott blechen, damit sie ihre Ruhe haben. Ich setze die Fristen nämlich bewusst sehr eng, höchstens eine Woche, damit die Panik voll durchschlägt. Auch verschicke ich kurz vor Feiertagen und Ferien, wenn viele verreisen, noch mal das doppelte bis dreifache an Abmahnungen, weil dann der Zeitdruck besonders hoch ist. (Und das Beste ist: Die Staatsanwälte haben wegen Überlastung dann keine Zeit mehr, sich um meine anderen Klienten zu kümmern, also die Körperverletzer und Totschläger und was wir sonst noch alles haben.)
Interessiert?
Dann erwarte ich Ihre Mail. Oder sind Sie vielleicht von einem meiner Konkurrenten abgemahnt worden? Auch dann vertrete ich Sie gern gegen diese schmierigen Abzockkanzleien.