Ampel-Kennzeichnung für Lebensmittel

31. März 2009, 03:53 Uhr

Kategorie: Gesundheit, Kulinarisches

Autorin:
Nachtschwester Ingeborg

Hallo, ihr Lieben,

es wird ja heiß darüber diskutiert, ob die Kennzeichnungspflicht für ungesunde Lebensmittel kommen soll. Grün steht dabei wie üblich für "gesund", gelb für "geht so", und wofür rot steht, will man irgendwie gar nicht wissen. Meiner Meinung nach kann man sich das insoweit schenken, als bekanntlich alles, was gut schmeckt, dick macht. Das weiß schließlich jedes Mädel, das sich nur von rohem Gemüse und Obst ernährt, um nicht beim nächsten Mallorcatrip aus dem Bikini zu platzen. Schön und gut. Für die KafüsoFA führte ich zu diesem Thema ein Interview mit der herzensguten Gerlinde, Geschäftsführerin der Partei Politisch Korrekter Menschen (PPKM) und passionierte Weltverbesserin.

Ingeborg: Hallo, Gerlinde. Wie man hört, hat man bei der PPKM ganz eigene Ideen zur Kennzeichnung ungesunder Lebensmittel. Bringt das überhaupt was?

Gerlinde: Ja. Wenn die Menschen von sich aus nicht aufhören können, fettiges Fleisch von toten Tieren und fettige Kartoffelprodukte in sich hineinzustopfen, dann muss man da eben nachhelfen.

Ingeborg: Wie das?

Gerlinde: Zuerst einmal brauchen wir eine dicke Steuer auf Fritten, Süßigkeiten, Fleisch, Chips, Naschwerk, Kuchen, Schokolade, Tierleichen ...

Ingeborg: Aber die Idee ist doch nicht neu.

Gerlinde: Richtig. Wir brauchen außerdem noch Quotenregeln. Warst du schon mal auf der Kirmes? Was gibt es da zu essen? Würste, Fritten, Zuckerwatte, nichts als ungesundes und fieses fettiges Zeug und fettige Tierleichen, o Gott, mein Magen ... Jedenfalls: Damit muss Schluss sein! Neben jede Frittenbude gehört eine Salatbar mit frischem Obst und leckeren Selleriestangen.

Ingeborg: Ob den Leuten das zum Bier schmeckt?

Gerlinde: Gutes Stichwort! Mit dem vielen Bier muss nämlich auch Schluss sein. Ein Bier darf unserer Meinung nach nur derjenige kaufen, der vorher mindestens zwei frische Gemüsesäfte getrunken hat und das durch Vorlage des Kassen-Bons auch nachweisen kann. Ganz verbieten wollen wir das Bier natürlich nicht, denn wir sind ja schließlich tolerant.

Ingeborg: Aber wenn die Leute die aufgezwungenen Säfte dann einfach nur wegkippen?

Gerlinde: Dann wird das erstens ein teures Vergnügen, und zweitens möchten wir bei solchen Veranstaltungen großflächig das von uns entwickelte System Mampf-Watch etablieren.

Ingeborg: Was ist das?

Gerlinde: Nicht besonderes, nur ein Haufen Überwachungskameras.

Ingeborg: Zurück zu den Salatbars auf der Kirmes: Wer stellt denn sicher, dass das Angebot auch genutzt wird?

Gerlinde: Auf die Buden mit den fettigen Tierleichen und den glibberigen Kohlehydraten müssen dicke rote Warnhinweise, dazu abschreckende Fotos, ganz so wie bei anderen Kampagnen der letzten Zeit, zum Beispiel gegen das Komasaufen. Also, die ganzen Frittenbuden müssen tapeziert werden mit Fotos von ekelhaften Fleischfressern, die sich gerade von oben bis unten bekotzt haben und ...

Ingeborg: Ich habe trotzdem gewisse Zweifel, dass die Selleriestange zum Gemüsesaft der Kirmes-Renner wird.

Gerlinde: Jetzt kommt wieder unsere Steuer ins Spiel. Eine fettige fetttriefende Fettwurst zum Beispiel soll mindestens 15 Euro kosten, besser noch 20 oder 25. Warum nicht gleich 50? Das fiese Zeug kann gar nicht teuer genug sein!

Ingeborg: Okay, kommen wir noch einmal auf das Angebot in den Supermärkten zu sprechen. Ihr habt dem hauseigenen Designer Klaus Gugensteiner den Auftrag gegeben, zeitgemäße Etiketten für gesunde wie ungesunde Lebensmittel zu entwerfen, zum Beispiel:

Gerlinde: Ja, das ist großartige Arbeit. Da ist der Klaus über sich hinaus gewachsen. Das reimt sich sogar! Ganz fabelhaft! Das muss auf alle Chipstüten drauf, und alle Fast-Food-Ketten müssen das Zeichen mannshoch an ihren Türen aufhängen. Das wäre toll! Und das werden wir politisch unbedingt durchsetzen!

Ingeborg: Es gibt da nur ein Problem.

Gerlinde: Und das wäre?

Ingeborg: Die Fünf-Prozent-Hürde.

Gerlinde: Ja, da sieht man mal wieder, wie die Tierleichenfresser-Lobby das Land unter Kontrolle hat! So kann das nicht weitergehen, wenn wir einmal ...

Ingeborg: Danke für dieses Gespräch.

Gerlinde: ... an der Macht sind, dann wird aufgeräumt mit diesen ganzen fettigen Fettfresser-Fettsäcken ...

Okay, liebe Freunde, da hatte sich die gute Gerlinde etwas in Rage geredet, aber wenn man ihr dann ein Salatblatt hinwirft, wird sie wieder ganz friedlich. So, das soll's für heute gewesen sein. Ich gehe jetzt mal auf die Nachtschicht, unsere auf Entgiftung hinsiechenden Alkis filzen, ob noch genug für ne Fête im Schwesternzimmer rausspringt. Bis dann!

Eure Ingeborg


[] · Poststelle · HTML · CSS · über rasputin