Christi Himmelfahrt (Replik auf Ninas Beitrag)

20. März 2009, 06:12 Uhr

Kategorie: Religion, Gesellschaft

Autor:
Klaus Gugensteiner

Schwester Nina von der Christen-Front hat sich kürzlich hier im Blog darüber aufgeregt, dass ein paar Leutchen Christi Himmelfahrt abschaffen, beziehungsweise in Evolutionstag umbenennen wollen. Dazu muss ich jetzt mal Stellung beziehen!

Schwester Nina schreibt da:

Die christlichen Feiertage begleiten uns durchs ganze Jahr, und vor allem im Frühling häufen sie sich. Wer möchte den schönen Zyklus von Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam mit all den Brückentagen und den verkürzten Arbeitswochen wirklich missen? Das wollen natürlich auch die Atheisten nicht. Haha, gotcha! Nun frage ich Sie mal: Was ist, zum Beispiel, der Anlass für Pfingsten? Warum feiern wir das überhaupt? Wofür steht das Wort Pfingsten eigentlich?

Guter Punkt. Ich weiß nur, dass Pfingsten irgendetwas mit dem Heiligen Geist zu tun hat, und dass der Heilige Geist irgendwie zur Dreifaltigkeit gehört, das haben wir in der Schule gelernt. Warum nun die Dreifaltigkeit bedeutet, dass etwas gleichzeitig eins und drei sein kann, wollte uns die Grundschullehrerin nicht erklären, mit der Begründung: "Das versteht ihr eh nicht."

Womit sie Recht hatte. Wahrscheinlich verstand sie es selbst nicht, wollte es aber nicht zugeben, wie fast alle Christen, denen man ein Gespräch darüber aufzwingt. Um es klar zu sagen: Ich habe nichts gegen Pfingsten. Da ist meist das Wetter mild, und das verlängerte Wochenende ist ideal für kurze Ausflüge auf die Malediven oder so. Ich mag Pfingsten.

Christi Himmelfahrt mag ich aus demselben Grund. Wie Fronleichnam. Aber wer nun wann und wieso in den Himmel oder sonstwohin gefahren ist, schert mich eigentlich recht wenig. Gleichwohl finde ich es recht armselig, dass man bei dieser Evolutionstag-Aktion einen christlichen Feiertag einfach umdefinieren möchte. Das erinnert mich irgendwie unangenehm an marxistische Systeme. Denn was, zum Henker, hat Darwin mit "39 Tage nach Ostern" (wie sich Christi Himmelfahrt nun einmal definiert) zu tun? Ganz abschaffen wäre demnach nur konsequent.

Aber ich sehe es nicht ein, dass ich deswegen auf einen freien Tag verzichten soll. Deshalb rege ich an, den wie auch immer zu schaffenden neuen Feiertag auf ein anderes Datum zu legen. Schauen wir uns doch das Jahr mal an: Im Frühling knubbelt sich alles innerhalb weniger Wochen. Dagegen gibt es nach Fronleichnam bis Weihnachten nur noch zwei Feiertage, den 3. Oktober und, je nach Gegend, Allerheiligen oder den Reformationstag (lokale Absonderlichkeiten wie Mariä Himmelfahrt lasse ich einmal beiseite). Wo bleibt also ein knackiger Feiertag, wenn man ihn braucht?

Und wann braucht man ihn? Im Sommer!

Der Geburtstag von Darwin bietet sich da nicht wirklich an, das war der 12. Februar. Andere berühmte Naturwissenschaftler wie Johannes Kepler (27. Dezember), Galileo Galilei (15. Februar), Isaac Newton (25. Dezember, ausgerechnet!) und Albert Einstein (14. März) wurden auch im Winter geboren; das führt also zu nichts. Mist!

Dabei könnten wir einen naturwissenschaftlichen Feiertag wirklich mal brauchen. Solche Sachen wie die Sommersonnenwende sind leider schon von politisch dubiosen Gruppen besetzt (nordisches Heidentum und solcher Quatsch); das kann man auch nicht einfach adaptieren, obwohl es natürlich seinen Reiz hätte, den längsten Tag des Jahres zu feiern. Ich hab's gern, wenn's lange hell ist.

Wie also bekommen wir endlich unseren Feiertag in den Juli oder August? Christliche Anlässe gibt es natürlich immer, so vermeldet das Kirchenjahr für den 29. August "Johannes' Enthauptung". Freilich: Auch ein Atheist möchte solch grausige Anlässe nicht reinen Herzens feiern. Wir brauchen also dringend sinnvolle Vorschläge für einen naturwissenschaftlich fundierten Feiertag im Sommer, bei gutem Grillwetter, Sie verstehen?

Wie auch immer. Schwester Nina schreibt weiter:

So gehet nun in eure Kirche und zündet eine Kerze an für all die Anhänger des Darwinismus, auf dass auch diese armen Seelen dereinst gerettet werden und mit ebenjenem Jesus Christus, dessen Himmelfahrt sie nun missachten wollen, den ganzen Tag zusammen Hosianna singen können!

Eine wahrhaft verlockende Vorstellung!


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