Dem Einzelhandel geht es noch viel zu gut

16. Dezember 2009, 11:51 Uhr

Kategorie: Wirtschaft

Autor:
Klaus Gugensteiner

Vielleicht plagt sich der eine oder die andere derzeit auch mit Weihnachtseinkäufen herum. Kann ja sein. Ich weiß auch nicht, wie das jetzt allgemein so ist mit dem Service in den Läden und der sach- & fachkundigen Beratung. Ich mein' ja nur … denn so war das bei mir:

Am liebsten kaufe ich eigentlich die Geschenke für mich selbst. Da geb ich mir richtig Mühe beim Auswählen. Meine Eltern wissen nie, was sie mir schenken sollen, und weil ich in letzter Zeit gern mal spazieren gehe, hab ich mir eben einen MP3-Player zur musikalischen Untermalung gewünscht. Den sollte ich natürlich selbst besorgen, und zu diesem Behufe begab ich mich in …, ähm, wie schreib ich das jetzt neutral genug, damit sich keiner aufregt, sagen wir: … in die Filiale einer großen Kette für HiFi- und Computerartikel … nennen wir sie einfach Schrottmarkt.

Dort angelte ich mir einen Verkäufer, der mich zunächst auch ordentlich beriet, denn ich suchte ein Gerät, das nicht nur MP3-Müll abspielt, sondern auch verlustfreie Formate wie APE und FLAC. Ich entschied mich rasch für eins der ausgestellten Modelle und sagte: Den da hätte ich dann gern.

Daraufhin entgegnete der Verkäufer: Den haben wir aber nicht.
Ich: Wie, den haben Sie nicht?
Verkäufer: Den haben wir nicht auf Lager, den muss ich bestellen.
Ich verkniff mir ein Bestellen kann ich das Ding selbst! und blieb ganz der nette Kunde. Ich fragte: Und wann wäre das Teil dann da?
Verkäufer: Das weiß ich nicht!
Ich: Muss ja nicht auf die Minute genau sein. Ende dieser Woche? Anfang nächster Woche?
Verkäufer: Ja nee, kann ich nicht sagen. Jetzt in der Vorweihnachtszeit schon mal gar nicht.
Ich (langsam etwas angepisst): Na gut, dann eben nicht.
Verkäufer (etwas munterer): Sie können aber auch das Ausstellungsstück haben.
Ich: Aber nicht zu dem Preis!
Verkäufer (grübel-grübel): Na gut, 65 €. (Statt 69,90 €)
Ich lehnte das großzügige Angebot von ganzen sieben (!) Prozent Rabatt für ein hundertfach begrabschtes Ausstellungsstück dann ebenso klar wie nichtdankend ab und schickte mich an zu gehen. Da spielte der Verkäufer seinen letzten Trumpf aus:
Verkäufer: Aber da ist ganz normal Garantie drauf!
Ich: Ciao!

Da ärgert man sich dann, dass sich das Zeug nicht gleich im bösen Internet bestellt hat. Da können sie einem in der Regel ziemlich genau sagen, wann der Kram geliefert wird (zum Beispiel vor Weihnachten), und bei der Gelegenheit hab ich dann noch 20 € draufgelegt für das nächstgrößere Modell. Der nächste Einzelhändler, der mir einen vorjammert, dass das böse Internet all die schönen kleinen Läden kaputtmacht, bekommt von mir ohne Vorwarnung eins … aber nein, Weihnachten ist ja das Fest der Liebe, da lassen wir das mal.


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