Europawahl - Kneifen gilt nicht!

21. Mai 2009, 22:24 Uhr

Kategorie: Politik

Autor:
König Kaspar I.

Niederes Volk!

Dies ist kein Artikel für die Leute, die schon ganz genau wissen, wem sie am 7. Juni 2009 ihre Stimme geben werden. Wenn Sie zu denen gehören, die sich mit einer der sechs etablierten Parteien (CDU, CSU, FDP, SPD, Grüne, Linke) identifizieren können, in Ordnung, so will ich dies hochherrschaftlich gestatten. Vielleicht gehören Sie aber zu denen, die aus irgendwelchen Gründen mal wieder zu Hause bleiben wollen und das Nichtwählen für eine geeignete politische Meinungsbekundung halten. Euer kommender König Kaspar gebietet: Gehen Sie trotzdem wählen! Denn:

Der Wahlzettel hat mehr zu bieten als die etablierte Mischpoke. Aber geben Sie Obacht! Meiden Sie Extremisten! Der typische Protestwähler meint: So, jetzt wird mal tüchtig auf den Tisch gehauen!, und dann landet das Kreuz bei irgendwelchen rechts- oder linksradikalen Chaoten. Das ist kein geeignetes Mittel der Protestwahl. Extremisten haben überhaupt noch nie irgendwo etwas Sinnvolles auf die Reihe bekommen. Sortieren Sie also alles aus, was mit kernigen Parolen simple Lösungen für komplizierte Probleme anbietet. Nicht nur optisch sind bei Straßenschlachten linke von rechten Spinnern gar nicht mehr zu unterscheiden.

Aber damit ist es nicht getan. Jetzt müssen Sie noch die sonstigen Fanatiker und Durchgeknallten aussortieren, also Leute, die Politik auf der Basis eines 3000 Jahre alten Fantasybuches anstreben oder die auf totalitäre Weise eine ganze Nation zu Gemüsefressern umerziehen wollen oder die einfach nur esoterischen Quatsch ins Parlament tragen.

Wenn Sie also alle Extremisten, Fanatiker, Bekloppten und sonstigen Nervensägen gestrichen haben, bleiben noch ein paar wenige Kleinstparteien übrig, die gar nicht mal so dummes Zeug erzählen. Ich weiß, welcher Einwand jetzt kommt: Aber bei unserer Fünfprozenthürde haben die doch sowieso keine Chance!

Erstens ist das falsch.

Nach einer relativ neuen Umfrage wird zum Beispiel die schwedische Piratenpartei bei gut fünf Prozent gesehen und hat realistische Chancen, nach Straßburg zu ziehen. In Bayern haben die Freien Wähler bei der letzten Landtagswahl auf Anhieb den Sprung ins Parlament geschafft. Also: Die Ausrede Fünfprozentklausel könnt ihr vergessen!

Zweitens: Auch wenn es nicht für fünf Prozent reicht, so gibt es doch ab 0,5 Prozent schon Wahlkampfkostenerstattung. Auch so können Sie eine kleine Partei unterstützen.

Und drittens: Auch die Grünen haben einmal mit Ergebnissen um 1 Prozent angefangen. Bedenken Sie: Bei einer Europawahl mit der traditionell niedrigen Wahlbeteiligung fällt jede Stimme fast doppelt so stark ins Gewicht wie bei einer Bundestagswahl! Die Beteiligung bei der Europawahl 2004 war mit 43 Prozent schon extrem niedrig. Wenn ich mir die Wahlwerbung der Parteien anschaue, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren: Das möchte man diesmal noch unterbieten. Deshalb bieten schon aus rein mathematischen Gründen Europawahlen die beste Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen.

Natürlich, Sie haben mich durchschaut: Als kommender Monarch strebe ich nur an, das Parteiensystem zu atomisieren, damit ich alsbald das Ruder übernehmen kann. Aber bis dahin gilt:

Geht wählen, Freunde, und wählt mit Bedacht!
Keine Macht den Chaoten!

Erhabenst
König Kaspar I.


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