Filmkritik: Religulous

28. März 2009, 20:58 Uhr

Kategorie: Kultur, Religion

Autorin:
Schwester Nina

Liebe Filmfreunde! Am 2. April startet in Deutschland der Dokumentarfilm "Religulous". Der amerikanische Kabarettist Bill Maher plaudert darin mit etlichen Leuten aus aller Welt über ihre religiösen Vorstellungen. Deshalb habe ich mir im Auftrag der Christen-Front den Film zusammen mit dem Rasputin-Cinéasten Giovanni vorab angesehen.

Religulous, USA 2008, Regie: Larry Charles, mit Bill Maher (links, mit einem Jesus-Darsteller)

Eigentlich sollte sich ja unsere hauseigene Medienexpertin Lisa den Film anschauen, aber leider wurde sie verhaftet, als sie schon vor der Pressevorführung präventiv den Vorführer misshandeln und die Kopie mit Schwefelsäure verätzen wollte. Dies nur am Rande.

Schwester Nina: Giovanni, kannst du unseren Lesern kurz beschreiben, worum es in diesem Film überhaupt geht?

Giovanni: Wie in der Einleitung schon gesagt wurde, zerrt der Komiker Bill Maher allerlei schräge Gestalten vor die Kamera und entlockt ihnen mehr oder weniger lachhafte Aussagen über ihren Glauben. Dabei hat er eine erkennbare Vorliebe für Fundamentalisten beinahe jeglicher Couleur. Er interviewt Christen, Juden, Muslime und die Anhänger einiger Sekten und bringt sie dazu, unglaublich hanebüchenes Zeug zu verzapfen.

Schwester Nina: Und das ist lustig?

Giovanni: Teilweise schon. Teilweise ist die dabei zum Ausdruck kommende Ignoranz aber auch nur ärgerlich, zum Beispiel, wenn ein amerikanischer Senator seinen treudoofen Glauben an die Schöpfungsgeschichte mit Adam, Eva, Schlange und dem ganzen Programm artikuliert.

Schwester Nina: Das ist in meinen Augen aber nur eine auf spaßig getrimmte Variante einiger BBC-Dokus von und mit Richard Dawkins, der in seinem Zweiteiler "The Root of all Evil?" zum Teil dieselben Gestalten befragt. Außerdem spart er in seiner Doku "The Enemies of Reason" auch die Esoteriker nicht aus.

Giovanni: Richtig. Besonders originell ist das Konzept von Maher und seinem Regisseur Larry Charles nicht gerade.

Schwester Nina: Wo wir gerade beim Regisseur sind: Der hat vor "Religulous" die Pseudo-Doku "Borat" mit Sacha Baron Cohen inszeniert.

Giovanni: Ja, aber damit lässt sich "Religulous" nicht vergleichen. Das ist schon eine richtige Doku, und die Szenen sind nicht gestellt wie in "Borat".

Schwester Nina: Was ich Bill Maher vorwerfe, ist, dass er es sich in "Religulous" ziemlich einfach macht, indem er nur die schrägsten Vögel vor die Kamera lockt.

Giovanni: Das legt natürlich schon der Titel nahe, den wir vielleicht auch einmal erklären sollten. Das ist ein Wortspiel mit ridiculous (lächerlich, albern), und so benehmen sich die meisten seiner Interviewopfer denn auch. Das ist im Großen und Ganzen schon recht unterhaltsam.

Schwester Nina: Mag sein, aber Maher lockt die Leute auch bewusst in die Falle. Da ist zum Beispiel diese Szene mit dem etwas rundlichen Kitschhändler. Maher hat offensichtlich seine Pointe vorbereitet und fragt den Mann, ob er glaube, dass das Jenseits ein besserer Ort sei. Er lässt sich das aber nicht so einfach entlocken, also hält sich Maher so lange dran, bis er endlich die gewünschte Dialogzeile bekommt, und dann fragt er: "Warum bringen Sie sich dann nicht um?" Da merkt man, wie leicht er sich das Spiel macht. Wenn er sich mit einem ausgefuchsten Theologen unterhalten hätte, der hätte ihm das Leben wirklich schwer machen können.

Giovanni: Aber es gibt ja nun nicht Spitzfindigeres als Theologen; die schlagen in dieser Hinsicht sogar die Rechtsanwälte.

Schwester Nina: Aber es reicht ja schon ein ziemlich lächerlicher Vergleich, um Maher aus dem Konzept zu bringen. Der Jesus-Darsteller antwortet auf die Frage, ob denn die Dreifaltigkeit kein in sich widersprüchliches Konstrukt sei, Wasser käme ja auch als Eis, Flüssigkeit und Dampf vor.

Giovanni: Was Maher sofort aus dem Konzept bringt, das ist richtig.

Schwester Nina: Und dann schneidet er in die Szene hinein und zeigt eine später im Auto aufgenommene Erklärung, warum er da nicht weiterwusste, dann natürlich wieder in diesem nonchalanten Plauderton des Komikers.

Giovanni: Trotzdem: Im letzten Drittel, wenn es um den Islam geht, wird der Ton durchaus ernster.

Schwester Nina: Wobei Maher dann als Gesinnungsgenossen ausgerechnet den niederländischen Rechtsaußen-Politiker Geert Wilders vors Mikro bemüht, der mit seinem Kurzfilm "Fitna" vor einiger Zeit für großen Wirbel gesorgt hat.

Giovanni: Was ich ein wenig vermisst habe, ist der Hinduismus. Da kursieren auch einige Ansichten, die sich im Rahmen des Konzeptes geradezu aufdringlich angeboten hätten, Stichwort Heilige Kuh. Insgesamt ist der Film von Larry Charles und Bill Maher sicherlich über weite Strecken kurzweilig, aber besonders erhellend ist er eigentlich nicht. Vieles daran ist halt déjà-vu, aber ein paar gute Lacher hat's eben doch. Was ist, Nina, kommst du noch auf einen Kaffee mit rauf!

Schwester Nina: Kommt gar nicht in Frage!


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