Warme Zeit - laute Zeit

Meine Herren!

Kaum wird das Wetter mal besser, da geht es schon wieder los! Und zwar mit dem Krach! Ich habe ja nichts dagegen, wenn die Leute die ersten echten Frühlingstage freudig begrüßen und an die frische Luft gehen. Das hält schließlich gesund. Und wer will schon ein muffiger Stubenhocker sein? Aber nicht nur, dass es jetzt wieder regelmäßig von allen Seiten ständig nach angekokeltem Grillfleisch stinkt, viel schlimmer ist:

Gerade die Leute mit dem miserabelsten Musikgeschmack meinen immer, sie müssten gleich alle Welt mit dem stumpfen Gestampfe im Stil einer Ibiza-Disco oder debilen Schlagern beglücken. Was nutzt einem das schönste Wetter, wenn man nicht in Ruhe im Garten seinen Champagner schlürfen kann, weil von nebenan pausenlos einfältiges Kinderliedgepiepse aus dem Computer über monotonem umpf-umpf-umpf schallt?

Und weil der Mist sowieso schon so laut ist, müssen sich die versammelten Freunde der Bratwurst natürlich um so lauter unterhalten. Was dann früher oder später dazu führt, dass irgendein Depp die Musik lauter dreht und damit eine Teufelsspirale in Gang setzt.

Auch die Autofahrer kurbeln bei Sonne jetzt wieder gern die Scheiben herunter, was nicht zu überhören ist. Schließlich muss die ganze Stadt in den Genuss der neuen 500.000-Watt-Boxen mit entsprechenden Bässen kommen, sonst hat sich die Investition ja nicht gelohnt. Aber hätte man jemals aus so einer fahrenden Akustikfolterkammer etwas Gescheites gehört? Etwas anderes als gestammelten Sprechgesang oder an Industrielärm erinnerndes Gedröhne? Hat an der Ampel neben Ihnen schon jemals irgendwer gehalten, der sich mit 130 dB(A) an einem Streichquartett von Beethoven delektiert hätte?

Jetzt dauert es auch nicht mehr lange, bis die Rasenmäherfraktion aus den Löchern kommt. Und die Heimwerker, die mit Hammer und Säge und Schleifhexe jeden Samstagmorgen zur Hölle machen. Es gibt Momente, da kann ich verstehen, was die Dame in diesem Video da singt.

Habe die Ehre
General Niklas von Rauffenburg