Wie das Rauchen schon vor 350 Jahren diffamiert wurde

25. April 2009, 02:53 Uhr

Kategorie: Gesundheit, Kultur

Autorin:
Nachtschwester Ingeborg

Liebe Raucher, liebe Nichtraucher,

wie allgemein bekannt ist, können wir von der KafüsoFA Ihnen deshalb supergünstige Tarife anbieten, weil wir zum Beispiel das Rauchen nach Kräften fördern. In letzter Zeit sieht sich die kulturelle Errungenschaft des Tabakgenusses jedoch schweren Anfeindungen ausgesetzt. Immer restriktivere Gesetze und Verordnungen sollen es dem Raucher erschweren, die Gesellschaft durch zeitiges Dahinscheiden zu entlasten.

Dies ist natürlich ein Auswuchs der überall grassierenden politischen, moralischen, ökologischen oder sonstwie gearteten Korrektheit, die mich als Nachtschwester bald arbeitslos machen soll. Wer aber glaubt, dass den Rauchern erst in unseren heutigen Tagen ihr Vergnügen madig gemacht werden soll, der irrt. Da mir bei meinen langen Nachtschichten viel Zeit zum Lesen bleibt, habe ich einen Text von 1658 ausgegraben. Er stammt von Sigmund von Birken und geht zurück auf eine lateinische Vorlage des bayerischen Jesuiten Jakob Bälde. Hier ist ein Auszug aus dem Werk "Die Truckene Trunkenheit":

Von einem, der den Leuten übel empfohlen ist, pflegen wir zu sagen: Er stinket. Wer wolte diesen Schmäuchern ein Lob zueignen, da die Nase alsobald ihnen das Urtheil spricht: Sie stinken! Und wie solten sie nicht übelrüchtig seyn, da sie so übel riechen, weil sie stätigs rauchen? Daher fliehet man vor ihnen, als vor den Aussätzigen; ich dörffte schier mehr sagen: wie vor der Pestilentz. Diß Volk, vielmehr diß Vieh, werdet ihr schon riechen, wann ihr noch drei Feldwegs weit von ihnen seyt. Siben Leichen, werden euch so widerlich nit anstinken, als ein einiger von diesen Stänkern. Ein alter zottichter Bock, mit hundert seinen Weibern, die hinter ihm zur Weide gehen, ist noch erleidlicher, als diese Pursche. Lasst, einen von ihnen, einem schwangeren Weibe begegnen. Ihr werdet sie zittern, erblassen, und nit anderst, als hätte sie auf eine Schlange getreten, zurück springen sehen. Denn in was Furcht gerähtt sie hierbey, ihrer Frucht halber? Sie möcht eine Mißgeburt zur Welt bringen, mit brandschwartzen Lippen, welche, die Mutter schändlich anschauend, von derselben gar schmerzlich angeschauet würde. Wie wann es ihr so ergienge, daß dem Kind eine Pipe am Maul hienge? Fliehet, fliehet diese Feuerwürmer, wie eine Taube den Habicht, wann ihr vieler Gefahr entfliehen wollet. Kehret üm, und lasset diese Pest euch nicht anhauchen: es sey dann, daß ihr mit der Hand die Nase darwider vermauert.

Leute, lasst euch von diesem alten Kram nicht verrückt machen: Solange eure Lunge nicht aussieht wie eine kollabierte Teermaschine, geht noch was!

In diesem Sinne
Eure Ingeborg


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