Wo ist eigentlich das Problem mit der FDP?

14. Februar 2010, 20:07 Uhr

Kategorie: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Tiere

Autor:
König Kaspar I.

Niederes Volk!

Bekanntlich leidet die im Herbst noch von stattlichen Stimmanteilen verwöhnte FDP zur Zeit am schwindenden Wählervertrauen. Mancherorts rückt gar die Fünfprozenthürde wieder in Sichtweite. Dabei frage ich mich: Ist irgendetwas, was diese Partei seit ihrer Beteiligung an der Regierung Merkel 2.0 fabriziert hat, in irgendeiner Weise überraschend?

Wer im letzten Herbst der FDP seine Stimme gab, kann doch jetzt wohl kaum über die Klientel-Politik schimpfen. Hat die Partei etwa irgendwann einen Hehl daraus gemacht, das Geld jenen geben zu wollen, die es ohnehin schon haben? Alles andere sei bekanntlich Sozialismus. So ließ unser allseits geschätzter Außenminister Westerwelle den schönen Spruch ab:

Wer arbeitet, muss mehr haben als derjenige, der nicht arbeitet.

Das Ding hat das Zeug zum Klassiker. Ist es nicht ausgerechnet die FDP, die sich so vehement gegen Mindestlöhne stemmt, weil die ja - statistisch gesehen - nur Arbeitsplätze vernichten? Und zwar die kostbarsten überhaupt? Nämlich die, die der FDP-Wählerschaft den meisten Profit einbringen? Herr Westerwelle könnte doch mit gutem Beispiel vorangehen und sich selbst für 5,80 € Stundenlohn in Saudi-Arabien oder sonstwo vollquatschen lassen. Mehr ist seine Arbeit bisher auch nicht wert.

Die spätrömische Dekadenz, die der Mann allerorten unter den Hartz-IV-Empfängern ausmacht, ist schon erschütternd: Da gibt es doch tatsächlich Schmarotzer, die sich nicht für 400 Laschen monatlich den Arsch aufreißen wollen, damit sich deren Arbeit für die besserverdienenden FDP-Wähler endlich wieder lohnt. Da sitzt das Pack lieber vor der von Steuergeldern finanzierten Plasma-Glotze, um sich Chips und Bier reinzuziehen, was nun wirklich superdekadent und megasozialistisch ist!

Die sollen sich mal ein Beispiel nehmen an all jenen Ex-Managern, die nach dem Herunterwirtschaften eines vormals gesunden Unternehmens
nicht auf den regelmäßig eintreffenden Hartz-IV-Regelsatz hoffen dürfen, sondern mit einem Einmalbetrag von - sagen wir: - kargen zehn Millionen abgefunden werden und die deshalb vom 1961er Château Latour auf minderwertigere Jahrgänge ausweichen müssen. Dagegen verprasst der Süffel aus dem Wohnsilo (das womöglich gar die hübsche Aussicht vom Balkon der Villa trübt) sein Arbeitslosengeld II, ohne wenigstens einen mittelständischen Betrieb dafür ruiniert zu haben, geschweige denn eine ganze Bank!

Aber noch mal: Wen kann der Kurs der FDP eigentlich überraschen? Gab es da jemals Unklarheiten über die Ansichten von Westerwelle und Gefolgschaft? Können sich die FDP-Wähler ernsthaft ent- und getäuscht fühlen von einer Partei, die doch nie etwas anderes dargestellt hat? Das ist doch so, als ob jemand die Grünen wählt und sich dann darüber echauffiert, weil die gegen Atomkraft sind.

Euer Kaspar


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