Gotteslästerung wieder strafbar

16. Juli 2009, 17:32 Uhr

Kategorie: Religion, Politik, Gesellschaft, Voting

Autor:
Niklas von Rauffenburg

Meine Herren!

Wonach ein Edmund Stoiber und Teile seiner CSU schon seit geraumer Zeit so leidenschaftlich streben - Irland hat es endlich umgesetzt: Gotteslästerung ist wieder strafbar! Ich sehe das Problem woanders: Denkt doch nicht immer nur an das Lästern über Gott. Was ist eigentlich mit der Belästigung durch Gott?

Es ist Fundamentalisten jederzeit möglich, ganze Städte mit ihrem religiösen Plakatmüll zu tapezieren. Darauf steht dann zum Beispiel die frohe Botschaft:

Jesus Christus - Dein Retter oder Richter!
Lies die Bibel: Lukas 2,11, Apostelgesch. 17,30+31

Schauen wir uns diese Passagen doch mal kurz an:

(Lukas 2,11:) Denn euch ist heute ein Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

So so, mag sein. Vielleicht gibt die andere Textstelle mehr her:

(Apostelgeschichte 17,30+31:) Nun hat zwar Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen, jetzt aber gebietet er allen Menschen allenthalben, Buße zu tun, weil er einen Tag festgesetzt hat, an welchem er den Erdkreis mit Gerechtigkeit richten wird durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat und den er für jedermann dadurch beglaubigte, daß er ihn von den Toten auferweckt hat.

Da fragt man sich doch: Wozu brauchen diese Jubelchristen eigentlich noch einen Gotteslästerungsparagraphen? Denn die Plakate machen ja deutlich: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich! Wenn also jemand sagt: Dieser Gott, wenn's ihn denn gäbe, ist ein unberechenbarer, charakterschwacher und ungerechter Despot, dem ich nicht mal drei lausige Cent zur Aufbewahrung anvertrauen würde, dann wird dieser Jemand doch ohnehin nach den Worten der Bibel gerichtet werden, also mit ewigem Höllenfeuer und anderen Sadismen gestraft, die sich nur ein wahrhaft krankes Hirn ausdenken kann.

Nichtsdestotrotz betonen die Kirchenfürsten immer wieder gern, dass Moral ohne Christentum gar nicht denkbar sei. Mir ist freilich kein Atheist bekannt, der einen Gläubigen zur Hölle gewünscht hätte; Atheisten töten auch keine Abtreibungsärzte, um sie schneller dem gütigen Herrn Jesus Christus, unserem Richter, zuzuführen.

Als ob nun das ewige Höllenfeuer noch nicht Strafe genug sei, soll dem Sünder nun auch noch das Erdendasein versalzen werden: Wer von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch macht und eine fiktionale Figur der Fantasy-Literatur schmäht, soll eine satte Geldbuße entrichten. (Kerkerhaft bei Wasser und Brot konnten sich die katholischen irischen Gesetzgeber wohl gerade noch so verkneifen.)

Ich hingegen fordere: Wer mich ungefragt mit Gott und bescheuerten Missionarsplakaten belästigt, also mit den üblichen geifernden Verwünschungen und dem Gequassel vom jüngsten Gericht, der soll gesetzlich dazu verpflichtet werden, mich einen Monat lang mit meinem durchschnittlichen Tagesbedarf an Champagner zu versorgen, einfach nur, um meine gute Laune wiederherzustellen. Nun erhebt sich die Frage: Könnte ich das Bibelgewäsch nicht einfach ignorieren, genau wie all die andere Reklame? Sicher doch, nur dass sich eine Zahnpasta oder Dosensuppe nicht zum Richter über Heil oder Verderben aufspielt. Außerdem ist es bisher selbst in Irland straffrei zu behaupten: Die Suppen der Marke Sudelgut taugen nichts.

Kurz und gut: Ich möchte von all euren Göttern und Heiligen und Aposteln und sonstigen Nervensägen verschont bleiben. Und ich möchte, falls mir mal danach ist, frei sagen dürfen, dass ich das alles für einen einzigen Riesenschmarrn halte.

Ist das in Irland (und bei der CSU) zu viel verlangt?

Habe die Ehre
Niklas von Rauffenburg

Abstimmung: Gotteslästerer sollen …
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