Die Markus-Akte (10)

Guten Tag!

Falls Sie zum ersten Mal auf meine Fortsetzungsreihe "Die Markus Akte" stoßen, lesen Sie doch bitte zunächst den Einführungstext. Vielen Dank.
Heute erfahren wir unter anderem, wie leicht man Bestseller-Autor wird.

8. Klasse, Realschule.
Mathe. Seit Wochen (ach was: Monaten!) machen wir nun schon die Binomischen Formeln: Heute hat Markus a²-1 schon wieder nicht als dritte BF erkannt.
Weiter geht's mit einfachen Gleichungen. Zu lösen war:
6(x-7) - 3(x+7) + 4(x-7) = 0
Da streicht Markus einfach die (x-7) weg. Ich frage, was das denn wieder soll. Meint er: Ja, kürzen! Sie haben doch gesagt, daß das bei Malaufgaben geht! (Argh, so aber bestimmt nicht!)

Deutsch. Nun machen die Typen da wochenlang das Schrottbuch von diesem Hans-Georg Noack, aber in der Arbeit geht's plötzlich wieder um das Thema davor, den Vergleich der Zeitungen. Jetzt habe ich den ganzen Müll umsonst gelesen.

Als wir ganz allgemein über Bücher sprechen, merke ich an, dass natürlich theoretisch jeder ein Buch schreiben kann, dafür aber einen Verlag finden muss. Meint Markus ganz locker:
- Ja, dann tu ich jetzt so zehn Seiten schreiben, und dann mach ich da ein Buch draus.
Als ich subtil durchblicken lasse, dass er mit zehn Seiten wohl kaum einen Verlag finden wird, der daraus ein Buch macht, ist er ganz enttäuscht.

Nächste Stunde. Das Schuljahr geht so langsam zu Ende, und Markus hat die Versetzung möglicherweise geschafft. Jetzt geht's in die Ferien, und da wäre mal irgendwie sechs Wochen Absonderung von den Eltern dringend nötig, zum Beispiel England-Aufenthalt in einem Schüleraustausch-Programm oder so. Aber das kommt natürlich gar nicht in Frage.

Nächste Stunde. Mit der Versetzung hat es jetzt doch nicht ganz so reibungslos geklappt. Markus muss eine Nachprüfung in Geschichte machen. Außerdem gab's noch in Deutsch und Politik Fünfen. Ich frage:
- Was habt ihr denn in Geschichte so gemacht?
- Ja, alles so …
Sehr präzise. Mit ein bisschen Nachfragen lässt sich herausfinden, dass mit alles die europäische Geschichte von 1500 bis 1700 gemeint ist.

Zum Abschluss des Schuljahres schenke ich Eltern nochmals reinen Wein ein. Dass ihr verkorkster Sohn selbständiges Denken lernen muss, weg vom Elternhaus usw. Mutti: Ja ja, das ist aber auch wirklich wahr!
Aber nix da, erst mal fährt Bübchen mit Mami und Papi nach Tirol, wo er mit der Seilbahn fahren kann. (Markus zum Thema Lesen: Ja wenn das da Bücher zu Seilbahnen geben tät, wo so Unfälle drinstehen und so, dann würd ich ja auch mal lesen, aber so, das ist alles so langweilig.)

Ach ja, als Mutti ihn in meinem Beisein auf seine suboptimalen schulischen Leistungen anspricht, meint er: Ja, das ist auch deshalb, weil ich ja jetzt in der Pubertät bin. Übrigens möchte ich mal wissen, auf welchem Planeten die Eltern leben: Die überlegen glatt, ihren Markus nach der 10 aufs Gymnasium zu schicken, damit er Abi macht! Dazu fiel mir dann nichts mehr ein!

Endlich Sommerferien!

To be continued …
Versäumen Sie nicht, wenn es in der nächsten Woche heißt:
- Markus kehrt in alter Frische zurück
- Markus muss schon wieder lesen!