Die Markus-Akte (27)

Guten Tag!

Falls Sie zum ersten Mal auf meine Fortsetzungsreihe "Die Markus Akte" stoßen, lesen Sie doch bitte zunächst den Einführungstext. Vielen Dank.
Heute erfahren wir unter anderem, wie man sich das Bruchrechnen sehr leicht machen kann.

11. Klasse, Höhere Handelsschule.

Neulich habe ich Markus mal ein bisschen was übers Bankwesen erzählt. Immerhin bewirbt er sich ja dauernd bei Banken, und da dachte ich, es kann nicht schaden, wenn er zumindest einen Kurszettel in der Tageszeitung lesen kann. Ich erkläre ihm ein paar Sachen: was eine Aktie ist, eine Dividende, Rentenmarkt, Rendite etc. Dann meinte der doch irgendwann glatt: Ja, aber das interessiert mich doch alles gar nicht.
Worauf ich meinte: Dann darfst du dich nicht bei Banken bewerben. Was glaubst du, was du da machst? In den Keller gehen und gucken, ob das Geld noch da ist?
Nun ja, eigentlich, so Markus, würde er lieber Seilbahnführer werden, aber Vater sagt, das sei doch nichts.

Unterdessen hat er auch Bescheid bekommen wegen seines jüngsten Einstellungstests. Er war ganz überrascht, dass man ihm nicht ausreichende Leistungen bescheinigt hatte. Damit ist er aber insofern noch ganz zufrieden, als ja immerhin nicht mangelhaft drunterstand.

Da Markus - zumindest in seinen Bewerbungen - eine gewisse Tendenz zum Kaufmännischen zeigt, denke ich, ist es ja nicht verkehrt, wenn man mal ein bisschen kaufmännisches Rechnen macht. Lineare Abschreibung und so. Ich stelle die folgende Frage: Nehmen wir an, ein Gerät verliert pro Jahr linear zehn Prozent an Wert. Wieviel ist es dann nach zehn Jahren noch wert?

Und er kam drauf, jaha! Aber nach zwei Minuten angestrengtesten Grübelns und einem hilfesuchenden Blick Richtung Taschenrechner.

Dann wurd's schwieriger: Eine Maschine ist hundert Mark wert und verliert pro Jahr linear zehn Prozent. Wieviel bekomme ich nach drei Jahren noch dafür?
Antwort: 97?

Ich frage weiter:
- Wir haben hier zwei Drittel. Wie viel ist die Hälfte von zwei Dritteln?
- Vier Drittel!

In der Schule haben sie in Mathe mit Kurvendiskussion angefangen, also Nullstellenbestimmung, relative Extrempunkte, Wendepunkte, das ganzen Programm. Will ich von einer ganzrationalen Funktion dritten Grades die Nullstellen bestimmen, so muss ich sie gleich null setzen und dann nach x auflösen. Okay, aber bei einer Funktion wie
f(x) = x³ - 7x² + 15x - 9
muss man zuerst eine Polynomdivision machen, wobei die erste Nullstelle zu erraten ist. Um dem Schüler diesen Schritt zu ersparen, war die Aufgabe im Buch gleich in die Form gebracht:
f(x) = (x² - 6x + 9)(x - 1)
Da sieht man die erste Nullstelle sofort: Die erste Lösung für x ist 1.

Den Rest erkennt man leicht als binomische Formel:
(x² - 6x + 9) = (x - 3)²
Und dann weiß man: Die zweite Lösung ist x = 3.
So schnell kann man die Nullstellen der Funktion ermitteln.
Sache von Sekunden.

Nun aber Markus: Zuerst multipliziert er den ganzen Kram aus, sodass er die oben genannte Funktion dritten Grades erhält. Denkt sich: Oh, da muss ich ja jetzt eine Polynomdivision machen, nur durch was? Nach langem Probieren und Raten bekommt er raus, daß die Funktion bei x = 1 eine Nullstelle hat. Also muss man durch (x - 1) dividieren. Nicht auf die Idee kommend, dass er ja gerade den ganzen Scheißdreck mit (x - 1) ausmultipliziert hat, zieht er also die Division durch und kommt - o Wunder! - auf besagte binomische Formel, die schon von Anfang an da stand. Zeitaufwand: 15 Minuten.

To be continued …
Versäumen Sie nicht, wenn es in der nächsten Woche die letzte Folge dieser Reihe gibt (mit allen üblen Konsequenzen):
- Markus plädiert für die Todesstrafe (wenngleich nicht in seinem Fall)
- Markus lobt die Autobahnen!