Autorin:
Gundula Meierschmidt
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Guten Tag!
Falls Sie zum ersten Mal auf meine Fortsetzungsreihe "Die Markus Akte" stoßen, lesen Sie doch bitte zunächst den Einführungstext. Vielen Dank.
Heute erfahren wir unter anderem, was ein Simulant ist.
10. Klasse, Realschule.
Wieder sind einige Monate ins Land gegangen. In der letzten Deutscharbeit hatte Markus eine Vier. Fast wäre es sogar eine Drei geworden, aber kurz vor Schluss ist der Typ offensichtlich total ausgerastet und hat, wahrscheinlich in Zeitnot, noch alles hingeschrieben, was ihm spontan zum Thema einfiel. Das war nicht nur inhaltlich total durcheinander, sondern auch stilistisch Müll allererster Sorte (vier aufeinanderfolgende Satzanfänge mit Er …
). Nun gut, man will nicht zu viel verlangen, und mit allem, was besser ist als eine Fünf, muss man bei Markus ja schon zufrieden sein.
Er hat übrigens ein Kaninchen. Nun habe ich ihm irgendwann mal gesagt, dass ich auch welche habe, und so wollte er von mir zuletzt wissen, was mit seinem Tier los sei, der ziehe die Hinterläufe so komisch
nach. Ich sehe mir das Tier an und stelle eindeutig eine Lähmung fest, das arme Viech schleppt sich nur noch auf den Vorderläufen einher. Ich schnauze ihn an: Sofort zum Tierarzt damit!
Eine Woche später frage ich Markus, was denn nun sei. Antwort: Ja nix, vielleicht ist der ja gar nicht krank.
Was für ein Arschloch!
In Mathe steht jetzt Trigonometrie auf dem Plan. Das kapiert er relativ gut, da muss man ja meist auch nur stur die Formeln anwenden. Aber in Deutsch besprechen sie schon wieder die gefürchtete Literatur, und zwar Kurzgeschichten. Davon hat er nach wie vor gar keinen Schnall. Ich habe noch nie erlebt, dass er eine Geschichte auch nur ansatzweise kapiert hätte. Bei einem anderen Schüler hatte ich gute Erfahrungen mit Edgar Allan Poe gemacht, und außerdem ist Markus mit Poe bereits aus der achten Klasse vertraut. Deshalb wähle ich Die Maske des Roten Todes
für ihn aus. Dazu gebe ich ihm als schriftliches Aufsatzthema (nachdem wir das vorher ausführlich besprochen haben): Wie steigert Poe den Eindruck des Schaurigen und Gespenstigen bis zum Höhepunkt des Geschehens?
Das Ergebnis:
Er lässt die Gäste in sieben schaurigen Zimmern übernachten. Die Wanduhr schlägt laute Töne. Die Pest kommt herein und ermordet alle. Das siebte Zimmer war schwarz und schaurig. Die Dunkelheit im Schloss machte eine schlechte Stimmung. Jeder hatte Angst vor der großen Standuhr. Sie schlug jede Stunde.
Ja, so und nicht anders stelle ich mir das vor (spei!). Die Geschichte gefiel ihm übrigens wieder nicht, sie sei so blöd
.
To be continued …
Versäumen Sie nicht, wenn es in der nächsten Woche heißt:
- Markus bangt um seine Versetzung
- Markus feiert sein Comeback
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