Die Markus-Akte (18)

Guten Tag!

Falls Sie zum ersten Mal auf meine Fortsetzungsreihe "Die Markus Akte" stoßen, lesen Sie doch bitte zunächst den Einführungstext. Vielen Dank.
Heute erfahren wir unter anderem, wie man mit einem Lexikon umgeht.

9. Klasse, Realschule.
Die Natur meint es wirklich nicht gut mit einigen Menschen und verteilt ihre Gaben bekanntlich sehr ungerecht. Nun sieht dieser Markus ja eh schon aus wie ein überlanges schlaksiges Gestell. Jetzt kriegt er auch noch einen Haufen Pickel, und in der letzten Stunde hatte er sich gerade mitten auf der Nase frisch einen ausgedrückt, aber (natürlich) so geschickt, daß der Krater die ganze Zeit blutete.

Na ja, und weil sie jetzt in der Schule Arthur Conan Doyle machen, bat ich ihn, im Fernsehen die satirische Sherlock-Holmes-Verfilmung Genie und Schnauze anzusehen. Weil der Film aber um 1:10 Uhr in der Nacht kam, sollte er sich den halt aufnehmen. Nun dachte ich, wenn man heute den Kids etwas nicht erklären muss, dann wie der Video-Rekorder funktioniert. Was war? Natürlich hatte der Depp nicht geschnallt, dass nach 0 Uhr schon das neue Datum gilt, ergo war nichts auf dem Band. (Und ich wollt's noch gesagt haben: Denk an das richtige Datum!)

Hinterher habe ich dann wieder der Mutti eine Ansprache gehalten, nämlich dass der Kerl mal ordentlich in den Arsch getreten gehört, aber sie wird ihm wahrscheinlich weiterhin denselben nachtragen. Auch Markus selbst habe ich zwischendurch mal wieder kundgetan, wie ich seine Leistungen einschätze: Also entschuldige bitte, aber Du bist nun wirklich mit Abstand das Dämlichste, was mir je über den Weg gelaufen ist. Reaktion: Hihihihi!

Zur Ergänzung des Unterrichtsplans habe ich ihm jetzt die Kurzgeschichte Die Killer von Ernest Hemingway kopiert. Da er davon natürlich noch nie etwas gehört hatte, bat ich ihn, den Namen doch bitte bis zur nächsten Stunde im Lexikon nachschlagen. Hatte er selbstredend vergessen, also holten wir es in der Nachhilfestunde nach.

Kommt Markus also mit seinem Lexikon angeschissen und fängt an, angestrengt unter E zu suchen.
Ich frage, was denn das jetzt wieder soll.
- Jaa, der heißt doch Ernest Hemingway, das ist doch ein E …
Nachdem ich mich wieder erholt hatte, hieß ich ihn unter H suchen, und in dem Artikel kam dann das Wort Desillusionismus vor. (O weh!)
Ich frage, welcher Wortstamm darin enthalten sei.
- Destillieren! Ismus! und noch drei, vier andere Vorschläge dieser Güteklasse. Schließlich dann: Da steckt Mus drin …
- Ich (argwöhnisch): Sollte das jetzt ein Scherz sein?
- Markus: Ja, hihihi!

Später stehe ich einfach auf und gehe nach Hause. Bei der Lektüre des Brockhaus-Artikels hat Markus sich mal wieder in Bestform gezeigt.
Er liest vor: … danach ging H. nach Paris … Was ist denn H.?
Und dabei fängt er auch noch an, debil zu kichern (Hihihi, ich muß nur lachen hihi über das H da … hihihihi!). Also klappe ich das Buch einfach zu und beende die Stunde.

Eine Woche später fragt der Kerl dann tatsächlich, warum ich so früh gegangen sei. Andererseits hat das seine Wirkung nicht verfehlt, denn ausnahmsweise zeigt der Knabe tatsächlich mal Anzeichen konstruktiver Mitarbeit. Sollte dies ein Hoffnungsschimmer sein?

To be continued …
Versäumen Sie nicht, wenn es in der nächsten Woche heißt:
- Markus hat Ferien
- Markus tut was für seine Allgemeinbildung