Die Markus-Akte (6)

27. April 2009, 10:23 Uhr

Kategorie: Markus, Gesellschaft

Autorin:
Gundula Meierschmidt

Guten Tag!

Falls Sie zum ersten Mal auf meine Fortsetzungsreihe "Die Markus Akte" stoßen, lesen Sie doch bitte zunächst den Einführungstext. Vielen Dank.
Heute erfahren wir unter anderem, wie man phantasievolle Passivsätze bildet.

8. Klasse, Realschule.
Eben ruft mich Markus an. In der Schule sollen sie jetzt - ich hab's ja kommen sehen - ein Buch lesen (Grauen! Terror! Folter!). Fünf Titel stehen zur Auswahl, und von diesen hat die Lehrerin die Klappentexte im Klassenzimmer ausgehängt. Ich bitte Markus, die Autoren und Titel zu notieren; vielleicht könne ich ja etwas damit anfangen und ihm Tipps geben.

Am nächsten Tag ruft er wieder an und faselt wirres Zeug von einem Hans-Georg "Noch" und einer Gudrun "Bauerwang". Die Typen heißen natürlich Noack und Pausewang. Nicht mal abschreiben kann dieses Stück Markus. Und dann fragt er mich, wo er sich denn jetzt eintragen solle. Ich sage: "Da dein Interesse für alle fünf Titel ungefähr null sein dürfte, ist das ja ziemlich egal."

Ein paar Tage später: Heute überrascht mich Markus, indem er mit sagte, er habe "Die kleine Schwester" von Raymond Chandler noch einmal von Anfang an durchgeblättert, um die Handlung zu kapieren. Ein Buch, so versicherte er, habe ja gegenüber einer "Derrick"-Folge auch den Nachteil, dass er nicht ständig seinen Vater fragen könne, was denn da gerade passiert sei. Hoffnungsvoll (und positiv überrascht) sehe ich mir seine cirka vierzeilige Inhaltsangabe der in der letzten Woche geschafften 24 Seiten an. Ich stoße auf den Namen "Dolores" und frage:
- "Wer ist Dolores?"
- "Ach, ist das nicht die kleine Schwester?"
- "Nee, die heißt ja Orfamay Quest."
- "Aach, ich hab gedacht..."
Und ich klappe das Buch zu und sage:
- "Vergessen wir's!"
Aber nein, das geht so auch nicht:
- "Nee, jetzt will ich das auch zu Ende lesen!"
Ich frage mich nur, was das für einen Zweck hat, wenn man keine Ahnung hat (und ich meine absolut total keine Ahnung), was da überhaupt vor sich geht!

Am Ende der Stunde präsentierte er mir dann auch ein Buch, von dem er meinte, es würde ihn schon eher interessieren: "Teenage Mutant Hero Turtles - Das Buch zum Film" (mit vielen Filmfotos). Ich sagte, na schön, besser das als gar nichts.

Nächste Stunde. Nun besprechen sie in Deutsch Aktiv und Passiv. Markus soll Sätze ins Passiv umformen. Gegeben war: "Die Kamera nimmt die Konferenz der Ministerrunde auf." Tipp dazu: "Das Objekt wird zum Subjekt." Schreibt Markus: "Die Konferenz der Ministerrunde wird die Kamera aufnehmen."

Aber das ist ja noch Gold gegen das Zeug, das herauskommt, wenn er ein Modalverb einfügen soll. Dann kommen solche Sätze zustande: "Der Fernsehzuschauer wird die Nachrichtenredaktion des Tagesgeschehens informiert worden müssen." Warum habe ich plötzlich solche Schmerzen im Gehirn?

To be continued ...
Versäumen Sie nicht, wenn es in der nächsten Woche heißt:
- Markus lehrt geschicktes Kürzen
- Markus erfindet die Primzahlen neu

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