Autor:
Giovanni Cortese
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Dieser Text ist Teil meiner Reihe mit 100 bedeutsamen Werken der Filmgeschichte. Wenn Sie mehr dazu wissen möchten, lesen Sie bitte zunächst den kurzen Einführungstext; da erkläre ich etwas genauer, was das hier soll.
(Komödie/Kriegsfilm, USA 1926, Regie: Buster Keaton und Clyde Bruckman, mit Buster Keaton, Marion Mack, s/w, stumm)
Inhalt: Im Süden der USA, 1861: Der patriotische Zugführer Johnny (Keaton) will tapfer in den Bürgerkrieg ziehen, doch die Armee weist ihn schmählich zurück. Ohne Uniform ist er freilich bei seiner Freundin Annabelle (Mack) unten durch. Es dauert indes nicht lange, bis Soldaten aus dem Norden seine geliebte Lok stehlen - und Annabelle gleich mit. So kommt der Krieg doch noch zu Johnny, der darob zum wahren Helden mutiert.
Filmhistorisch bedeutsam, weil: Buster Keaton wurde berühmt als der Mann, der niemals lacht. Und tatsächlich verzieht er in seinen Filmen kaum eine Miene, durchlebt Glück wie Unglück und selbst allerhöchste Gefahr stets mit demselben stoischen Stone-Face (so sein Spitzname). Keaton war filmtechnisch seiner Zeit weit voraus, experimentierte in seinen kürzeren Filmen wie Sherlock Junior
(1924) einfallsreich mit virtuos umgesetzten Filmtricks und halsbrecherischen Stunts, die er damals noch stets selbst ausführte.
So gelangen ihm einige der besten Komödien der Stummfilmzeit, die über bloßen Slapstick weit hinausweisen. Keatons Karriere war insgesamt recht kurz: Im Tonfilm kam er nicht zurecht, außerdem machte ihm ein schweres Alkoholproblem zu schaffen. In späteren Jahren war er nur selten auf der Leinwand zu sehen, so 1952 in Rampenlicht
an der Seite von Charles Chaplin und 1966 als Running Gag (im wahrsten Wortsinn) in Richard Lesters Toll trieben es die alten Römer
(kurz vor seinem Tod).
Keatons Meisterstück ist zweifellos Der General
. Als schlichtes Gemüt vom Land, das in eine Extremsituation nach der anderen gerät, spielt das brillante Stoneface alle seine Qualitäten aus: Das sind vor allem perfektes Timing und die Fähigkeit, Gags nicht selbstzweckhaft für sich stehen zu lassen, sondern ganz in den Dienst der Handlung zu stellen. Hinreißend sind die Szenen von der Zugfahrt, wie Johnny mit den Widernissen des Schicksals und der Tücke des Objekts hadert und trotzdem niemals aufgibt. Stets wahrt er Contenance und Würde, selbst in den unglaublichsten Situationen.
Die komische Wirkung entsteht auch und gerade deshalb, weil die Geschichte im Grunde bierernst erzählt ist. Denn eine gute Komödie, so heißt es immer wieder mit Recht, muss auch als Drama funktionieren. Das ist hier der Fall. Auch die Szenen aus dem Krieg sind pointiert und treffend: Pathos und Heldentum schleichen sich nicht durch die Hintertür ein, und Johnnys Großtaten, die ihm schließlich einen Offiziersrang einbringen, sind stets das Produkt von haarsträubenden Zufällen oder einfach nur Glück.
Komödien dieser Liga werden heute nicht mehr gedreht.