Autor:
Giovanni Cortese
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Dieser Text ist Teil meiner Reihe mit 100 bedeutsamen Werken der Filmgeschichte. Wenn Sie mehr dazu wissen möchten, lesen Sie bitte zunächst den kurzen Einführungstext; da erkläre ich etwas genauer, was das hier soll.
Action, USA 1988, Regie: John McTiernan, Kamera: Jan De Bont, mit Bruce Willis, Alan Rickman, Bonnie Bedelia, Alexander Godunow, William Atherton, Paul Gleason
Inhalt: Variiert wird das bekannte Thema Allein gegen alle
, das zuvor auch schon etlichen Western ein dankbares Gerüst geboten hatte. Diesmal geht es um eine Terroristenbande, die am Weihnachtstag ein Hochhaus besetzt und die Gäste einer Veranstaltung als Geiseln nimmt. Dummerweise übersehen sie den Cop McClane, der sie alsbald das Fürchten lehrt.
Filmhistorisch bedeutsam, weil: Actionfilme waren in den 80er Jahren nicht unbedingt das Lieblingskind der großen Hollywoodstudios; sie hatten stets den Beigeschmack des Tumben, und so überließ man das Genre hauptsächlich Typen wie Golan/Globus, die zum Beispiel einen Chuck Norris auf seine haarsträubenden Einsätze schickten. Abgesehen aber von kriegsbasierten Stoffen oder natürlich Sonderfall James Bond galten reine Actionfilme als Material für die unteren Regalbretter der Videotheken. Dort tummelten sich dann die ganzen American Fighter
und Bloodsport
-Betreiber, und die Filmkritiker konnten sich stundenlang über den ganzen zynischen und menschenverachtenden
Schund aufregen. Das kratzte im Grunde keinen, und selbst der wegweisende erste Terminator
-Auftritt war seinem Budget nach ein reines B-Movie.
Mit John McTiernans Stirb langsam
eroberte der Actionfilm (also eine Produktion, in der Action nicht nur Zutat, sondern Hauptbestandteil ist) den Mainstream. Es ist bemerkenswert, dass er dies auf eine relativ harte Tour versuchte: Die ungekürzte Originalfassung bekam in Deutschland eine FSK18-Freigabe, und es geht in der Tat recht blutig und brutal zur Sache. Dabei muss auch der Held einiges einstecken. Unvergessen ist die Szene, in der er barfuß über ein Meer aus Glassplitter gehen muss und sich hinterher die Scherben aus der Fußsohle zieht. Das schmerzt schon beim Ansehen.
Intensiv war auch die bisweilen klaustrophobische Atmosphäre: McClane verkrümelt sich bei seinen Ein-Mann-Feldzug in die vielen Schächten und Rohrsysteme des Wolkenkratzers, aus denen er immer wieder blitzartig auftaucht, um die Terroristen zu dezimieren. Damit es nicht zu bierernst wurde, gab das Drehbuchteam noch ein bisschen Situationskomik und ein paar blöde Sprüche dazu. In seiner Regie legte McTiernan ein Tempo vor, das damals als außerordentlich rasant empfunden wurde; und damit lockte er sogar Zuschauer ins Kino, die sich einen Chuck-Norris-Fetzen niemals angeschaut hätten.
Aus heutiger Sicht, wo das Actionkino einerseits wieder zur Kinderbelustigung der Sorte Transformers
verkommen ist, andererseits vor lauter Effekten gar keine Zeit mehr für sinnvolle Handlungsabläufe hat, wirkt McTiernans Klassiker fast schon wieder behäbig. Doch das ist beileibe kein Mangel, denn er bemüht sich wenigstens, den Rahmen der Glaubwürdigkeit nie zu verlassen (trotz einiger grenzwertiger Szenen wie McClanes Sturz in den Fahrstuhlschacht).
Interessant ist noch, dass im amerikanischen Original die Terroristen um Alan Rickman einen deutschen Hintergrund haben, was die Synchronisation natürlich prompt kaschierte.
Abspann: Wie der Erfolg des Films erwarten ließ, zog er bislang drei zunehmend dämlicher werdende Fortsetzungen nach sich. Kameramann Jan De Bont wurde später ebenfalls Regisseur und inszenierte mit Speed
(1994) den wohl ersten Film, der (außerhalb des phantastischen Kinos) freiwillig auf jeglichen Bezug zur physikalischen Wirklichkeit verzichtet, indem er den Titel zum Programm erhebt und großzügig alles ignoriert, was ihn auch nur eine Sekunde lang bremsen könnte (vor allem Logik).