Autor:
Giovanni Cortese
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Dieser Text ist Teil meiner Reihe mit 100 bedeutsamen Werken der Filmgeschichte. Wenn Sie mehr dazu wissen möchten, lesen Sie bitte zunächst den kurzen Einführungstext; da erkläre ich etwas genauer, was das hier soll.
Die sieben Samurai (Shichinin no samurai)
(Historienfilm, Japan 1954, Regie: Akira Kurosawa, mit Takashi Shimura, Yoshio Inaba, Toshiro Mifune, Keiko Tsushima, s/w)
Inhalt: Japan im 16. Jahrhundert: Die Bauern eines kümmerlichen Dorfes haben allen Grund zur Sorge. Sie wissen, dass sie nach der Ernte von einer etwa 40-köpfigen Banditenbande überfallen werden. Der Älteste schickt einige seiner Leute aus, um Samurai zur Verteidigung anzuheuern. Die beste Zeit der einstmals stolzen Krieger ist auch schon vorbei, sodass sich - wenn auch nicht ohne Mühe - sieben finden lassen, die hungrig genug sind, für Kost und Logis ihr Leben zu riskieren. Nachdem die Ernte eingebracht ist, lassen sich die Banditen nicht lange bitten. Doch die Samurai haben das Dorf verteidigungstechnisch auf Vordermann gebracht haben. Ein verlustreicher Kampf beginnt.
Filmhistorisch bedeutsam, weil: Nach dem Zweiten Weltkrieg fand das Kino aus Japan große internationale Beachtung. Akira Kurosawa hatte bereits 1951 mit Rashomon
den Goldenen Löwen von Venedig gewonnen, und auch die Werke seiner Kollegen wurden begeistert gefeiert, etwa Ugetsu Monogatari
(1953) von Kenji Mizoguchi oder Tokyo Monogatari
(1953) von Yasujiro Ozu. Kurosawa indes galt als der westlichste
der japanischen Regisseure. Nicht umsonst standen von einige seiner Filme Pate für höchst erfolgreiche Western-Remakes (dazu später).
Der Welterfolg von Die sieben Samurai
begründet sich eben unter anderem damit, dass sich die Geschichte mühelos auf andere Kulturen übertragen lässt (was beispielsweise für Mizoguchis Ugetsu Monogatari
schon weit weniger gilt). Ähnlich wie die Westernhelden Hollywoods waren die Samurai im japanischen Kino sonst mitunter etwas stereotyp gezeichnet, doch Kurosawa verlieh jedem einzelnen von ihnen charakterliche Tiefe. Sie sind auch alles andere als Supermänner; im Grunde sind sie gar die großen Verlierer. Sie riskieren enorm viel, erhalten wenig, und manche von ihnen verlieren alles.
Gewinnen können nur die Bauern. Das ganze Klima im Dorf ist von offenem Misstrauen durchdrungen: Beim Einzug der Samurai ist niemand da, um sie zu begrüßen, und später verstecken die Dorfbewohner vorsichtshalber ihre Frauen und heiratsfähigen Töchter vor ihren Rettern. In der Beschreibung dieses historischen Mikrokosmos weist Die sieben Samurai
weit über reines Actionkino hinaus. Natürlich braucht eine solche Erzählweise viel Zeit, und die nimmt Kurosawa sich auch. Sein Film dauert ungekürzt gut über drei Stunden; in Deutschland fehlten davon natürlich wieder 40 bis 50 Minuten. Diese Kürzungen waren (wie üblich) reichlich unsinnig, denn trotz der immensen Laufzeit hat Die sieben Samurai
keinen toten Punkt, und da ist nichts, was man einfach so weglassen könnte, ohne das Gesamtbild zu trüben.
Nachspiel: Schon 1960 drehte der Western-Experte John Sturges unter dem Titel Die glorreichen Sieben
das erste Remake. Er verlegte die Handlung nach Mexiko, gab dem Anführer der Banditen ein Gesicht und verlieh ihm damit dramaturgisch erheblich größeres Gewicht. Auch diese Version wurde - nicht zuletzt dank der markanten Musik von Elmer Bernstein - ein Welterfolg. 1998 entstand unter der Regie von John Lasseter eine amüsante Trickfilmvariante: Das große Krabbeln
verlegt die Handlung mit Geschick ins Reich der Insekten.