Autor:
Giovanni Cortese
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Dieser Text ist Teil meiner Reihe mit 100 bedeutsamen Werken der Filmgeschichte. Wenn Sie mehr dazu wissen möchten, lesen Sie bitte zunächst den kurzen Einführungstext; da erkläre ich etwas genauer, was das hier soll.
(Horrorkomödie, Großbritannien/Frankreich 2004, Regie: Edgar Wright, mit Simon Pegg, Kate Ashfield, Nick Frost)
Inhalt: Durchschnittsbürger Simon lebt ein ausgesprochen unambitiöses Leben, mit allem, was so von der Beziehungskiste bis zum eigentlich peinlichen Proll-Freund eben dazugehört. Als eines Tages seine Mitmenschen Opfer einer Zombie-Epidemie werden, merkt er das zunächst gar nicht. Als immer mehr seiner Zeitgenossen um ihn herum befallen werden und eigenartigten Appetit auf Menschenfleisch zeigen, schart dieser Mr Nobody Angehörige und Freunde um sich, und gemeinsam versuchen sie, der kannibalischen Horde zu entkommen. Ganz verlustfrei geht es dabei freilich nicht zu, zumal nie klar ist, wer schon ein Zombie ist und wer nur ein ganz normaler Idiot.
Filmgeschichtlich bedeutsam, weil: Es gibt zwei Filmgenres, die in den letzten fünfzehn Jahren gründlich vor die Wand gefahren wurden: Das sind Komödien und Horrorfilme. Komödien sind nicht mehr lustig und Horrorfilme nicht mehr gruselig. Beides ist nur noch vorhersehbar, platt, langweilig, geschmacklos, vergessenswert. Regisseur Edgar Wright schafft es dagegen, gleich in beiden Disziplinen zu brillieren. Es ist vor allem die geschickte Balance aus Lachen und Grauen, die hier so wunderbar funktioniert. Der Film verliert nur da für kurze Momente seine Wirkung, wo er sich allzu eindeutig für den Scherz entscheidet (etwa in der Szene mit der Plattensammlung als Wurfgeschoss, die vielleicht für sich genommen recht witzig ist, im Kontext aber etwas albern).
Die ebenso einfache wie clevere Idee hinter der Geschichte ist, dass sich die infizieren Zombies von den dösenden und abgestumpften Normalbürgern kaum (oder gar nicht) unterscheiden. Für Simons Kumpel Ed beispielsweise ändert sich durch die Infektion im Grunde gar nichts: Vorher vegetierte er vor seinen stumpfen Videogames durch den Tag, hinterher genauso. Mit dieser Gesellschaftssatire steht Wright in einer Linie mit George A. Romeros Klassiker "Zombie" ("Dawn of the Dead") von 1978, und deshalb ist "Shaun of the Dead" trotz des Wortspiels im Filmtitel auch keine Parodie. Denn eine Parodie blickt immer "von oben herab", macht sich lustig über die Vorlage. Was hier absolut nicht der Fall ist.
Wrights Film ist vielmehr eine konsequente Fortsetzung der Romero'schen Konsumzombies aus dem Einkaufszentrum. Das wahre Grauen entsteht hier nicht aus Guts & Gore und sprudelnden Blutfontänen: Es ist die bitterböse Beobachtung dahinter, dass sich nicht wenige Zeitgenossen offenkundig freiwillig in primärtriebgesteuerte Untote verwandeln, weil es das Leben halt etwas erleidlicher macht. Wright hat das mit einem gut aufgelegten Darstellerteam und einem intelligenten Drehbuch (Wright, Pegg) unterhaltsam auf den Punkt gebracht.