Autor:
Giovanni Cortese
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Dieser Text ist Teil meiner Reihe mit 100 bedeutsamen Werken der Filmgeschichte. Wenn Sie mehr dazu wissen möchten, lesen Sie bitte zunächst den kurzen Einführungstext; da erkläre ich etwas genauer, was das hier soll.
Polizeifilm, USA 1971, Regie: William Friedkin, Buch: Ernest Tidyman, Kamera: Owen Roizman, Musik: Don Ellis, Schnitt: Gerald B. Greenberg, mit Gene Hackman, Fernando Rey, Roy Scheider, Tony LoBianco, Marcel Bozzuffi, Frédéric de Pasquale, Bill Hickman, Frédéric De Pasquale
Vorspann: In den späten 60er Jahren und nach dem Ende der offiziellen Zensur wehte auch in Hollywood ein anderer Wind. Viele Regisseure gaben ihren Filmen damals einen leicht europäischen Look, der mit Merkmalen wie unsteter Handkamera, grau verwaschenen Farben und zum Teil ausgesucht hässlichen Schauplätzen ein erfolgreiches Gegenmodell zur Traumfabrik bildete. Es dauerte nicht lange, bis auch Hollywood mit diesem Stil Erfolge feierte und sich dann praktischerweise gleich einen Haufen Oscars dafür verlieh.
Inhalt: Basierend auf einer wahren Geschichte, sollen in William Friedkins Polizeiklassiker zwei fähige, bei der Wahl ihrer Methoden freilich nicht immer vorschriftsmäßige Cops einen internationalen Drogenring sprengen. Die Spur führt Jimmy Popeye
Doyle und Buddy Russo zu einer Franzosen-Gang, die alsbald Popeye ins Visier nimmt und umlegen will.
Filmhistorisch bedeutsam, weil: Polizeifilme neuen Stils waren um 1970 herum recht beliebt, was sich unter anderem an Clint Eastwoods Auftritten in Coogans großer Bluff
(1968) und Dirty Harry
(1971) ablesen lässt. So weit von diesen Figuren ist auch Gene Hackmans Popeye Doyle nicht entfernt. Wenn es darum geht, Gangster ans Messer zu liefern, sind ihm Vorschriften und Gesetze mitunter eher lästig.
Zu William Friedkins ästethischen Vorbildern gehörten aber weniger Leute wie Don Siegel, der die genannten Eastwood-Thriller inszenierte, sondern mehr Europäer wie Constantin Costa-Gavras, dessen Politthriller Z
auch in den USA viel Anerkennung gefunden hatte. Als einer der Hauptschurken bei Friedkin tritt der Darsteller Marcel Bozzuffi auf, der schon bei Costa-Gavras einen der Fieslinge gegeben hatte.
Er ist auch an der markantesten Szene des Films beteiligt, der Verfolgungsjagd. Es war klar, dass Hollywood sich nicht damit begnügen würde, stilistisch auf europäisches Autorenkino zu machen, ohne seine Heimspielqualitäten auszureizen. Kino ist da eben auch mit Spektakel verbunden, und seit Bullitt
(1968) mit Steve McQueen waren schrottreiche Verfolgungsjagden der letzte Schrei des Actionfilms.
Für French Connection
drehte Friedkin die berühmte und auf ihre Art absolut unübertroffene Jagd unter der Hochbahn. Dabei hält sich die pure Materialverwüstung zwar ziemlich in Grenzen (erst recht verglichen mit einem Schinken wie Bad Boys II
von Michael Bay), dafür kommt das Ergebnis allein durch den virtuosen Einsatz filmischer Mittel wie Schnitt und Kameraführung einer Adrenalinspritze gleich.
In der Verknüpfung von Realismus und rasanter Action war French Connection
einer der stilbildenden Filme seiner Zeit, - vor gelegentlichen Anfeindungen aber nicht gefeit. So gab es früher zwar den Begriff political correctness noch nicht, wohl aber die nach diesem Schema ablaufenden Argumentationen. So schreibt Reclams Filmführer (ansonsten ein ordentliches Nachschlagewerk):
Ein vordergründiger Kriminalfilm, der nicht frei von gefährlichen Klischees ist: Die Rauschgifthändler sind Italiener oder Juden, ihre Kunden überwiegend Neger (sic!) und Puertoricaner. Brutalität wird genüßlich ausgekostet. Und die Polizei erscheint nicht weniger rücksichtslos als die Gangster. (8. Auflage, 1991, Seite 210)
Allerdings wird dann wenige Zeilen später immerhin festgestellt, diese fragwürdige Vorlage
sei mit äußerster Perfektion realisiert worden
.
Abspann: French Connection
gewann fünf Oscars: Gene Hackman als bester Darsteller, Friedkin als Regisseur, außerdem in den Kategorien Schnitt, Buch und bester Film. Eine Erwähnung verdient darüber hinaus auch die gelungene Musik von Jazz-Trompeter Don Ellis.
Bei großen Erfolgen bleiben Fortsetzungen natürlich nicht aus, mit dem Unterschied, dass der von John Frankenheimer 1975 inszenierte French Connection II
an die Qualität des Originals nahtlos anschließt.