Autor:
Giovanni Cortese
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Dieser Text ist Teil meiner Reihe mit 100 bedeutsamen Werken der Filmgeschichte. Wenn Sie mehr dazu wissen möchten, lesen Sie bitte zunächst den kurzen Einführungstext; da erkläre ich etwas genauer, was das hier soll.
Robin Hood, König der Vagabunden (The Adventures of Robin Hood)
Abenteuerfilm, USA 1938, Regie: Michael Curtiz und William Keighley, Kamera: Tony Gaudio und Sol Polito, Musik: Erich Wolfgang Korngold, mit Errol Flynn, Olivia De Havilland, Basil Rathbone, Claude Rains, Patric Knowles, Eugene Pallette, Alan Hale, Melville Cooper
Intro: Jede Generation braucht ihren Robin Hood. Gerade angelaufen ist Ridley Scotts neues Zweieinhalbstunden-Spektakel, mit dem er da weitermacht, wo er in Königreich der Himmel
aufzuhören beliebte, aber wenn sich die Frage nach dem Kino-Robin schlechthin stellt, reduziert sich die Auswahl schnell auf Errol Flynn.
Inhalt: Eine Inhaltsangabe können wir knapp halten: Als Robin Hood aus der Ferne in seine Heimat zurückkehrt, stellt er mit Entsetzen fest, dass Prinz John in der Abwesenheit von Richard Löwenherz die Macht an sich gerissen hat und nun zusammen mit dem Sheriff von Nottingham das Volk ausplündert. Robin schart ein paar edle Recken (oder kauzige Haudegen) um sich und bringt den Schurken Benimm bei.
Filmhistorisch bedeutsam, weil: Kaum ein anderer Film steht so exemplarisch für das kunterbunte Abenteuerkino aus Hollywoods Glanztagen. Trotz seines Alters bereits vollständig in brillantem Technicolor gedreht, unterhält der Film bis heute durch seinen Schwung, seinen Charme und seinen Humor. An keiner Stelle geben die Regisseure Curtiz und Keighley vor, ein irgendwie realistisches Bild des Mittelalters abzuliefern. Das sind schmucke Studiobauten, die auch stets bis in den letzten Winkel perfekt ausgeleuchtet sind, damit das knallige Technicolor bloß nicht seine Wirkung verfehlt.
Gerade das wirkt heute geradezu erfrischend, wo beinahe jeder Mittelalterfilm in unterbelichteten Bildern, mit Blaustich und humorlos herumgrantelnden Antihelden daherkommt und ebendiese Klischees für Realismus ausgibt. Wie man heute mit einigem Recht annehmen darf, war das Mittelalter so finster gar nicht und im Gegenteil eine Warmzeit mit besonders günstigem Klima. Fragt sich also, ob die lichterfüllten Bilder der Top-Kameramänner Gaudio und Polito nicht vielleicht doch gar nicht so verkehrt sind. Aber als ob das eine Rolle spielt: Errol Flynns Robin Hood braucht keine Rechtfertigung vor sich selbst, nur weil er Abenteuerkino ist und nichts anderes als das.
Einigen Ruhm erfuhr auch die Musik von Erich Wolfgang Korngold, die mit einem Oscar prämiert wurde (ebenso wie Schnitt und Ausstattung) und heute komplett in einer hervorragend rekonstruierten Neueinspielung vorliegt. (Überhaupt ist das Interesse an dem lange vernachlässigten Korngold in den letzten beiden Jahrzehnten merklich angestiegen, auch an seiner Nicht-Filmmusik, etwa der grandiosen Sinfonie in Fis.)
Abspann: Co-Regisseur Michael Curtiz schaffte fünf Jahre später das Kunststück, einen Film zu drehen, der sogar noch bekannter wurde: Casablanca
mit Humphrey Bogart. Die Geschichte vom edlen Rächer Robin Hood (dessen historische Existenz recht fraglich ist) wurde vorher und nachher zigfach verfilmt, davon seien nur zwei besonders sehenswerte Versionen erwähnt: Bereits 1922 focht Douglas Fairbanks in einem kostspieligen Stummfilm (Regie: Allan Dwan) für Recht und Ordnung, und 1973 entstand ein sehr gelungener Disney-Trickfilm, der im Übrigen voller Verweise auf das Werk mit Errol Flynn steckt.