100 Filme: Schneewittchen und die sieben Zwerge (Snow White and the Seven Dwarfs)

Dieser Text ist Teil meiner Reihe mit 100 bedeutsamen Werken der Filmgeschichte. Wenn Sie mehr dazu wissen möchten, lesen Sie bitte zunächst den kurzen Einführungstext; da erkläre ich etwas genauer, was das hier soll.

Schneewittchen und die sieben Zwerge (Snow White and the Seven Dwarfs)

Zeichentrick, USA 1937, Regie: David Hand (Leitung), Produktion: Walt Disney

Inhalt: Kennt jemand den Inhalt noch nicht? Okay, also da ist diese eitle Königin, die am liebsten den ganzen Tag mit ihrem Spiegel quasselt und dauernd wissen will, wer die Schönste im ganzen Land ist. Leider schafft sie es nur auf den zweiten Platz, denn Schneewittchen ist bekanntlich noch viel, viel schöner. Also soll das hübsche Kind auf den Friedhof umziehen. Der gedungene Mörder allerdings kann sich nicht zu der Tat durchringen, und Schneewittchen landet bei den sieben Zwergen, die ein bisschen Hilfe in ihrem chaotischen Haushalt gut gebrauchen können.

Filmhistorisch bedeutsam, weil: Walt Disneys Schneewittchen war der erste abendfüllende Zeichentrickfilm, keinesfalls aber der erste lange Animationsfilm (diese Medaille geht an Deutschland für den Scherenschnittfilm Die Abenteuer des Prinzen Achmed (1926) von Lotte Reiniger, übrigens immer noch sehenswert). Seit den 1920er Jahren hatte Disney die Kunst, Zeichnungen zum Leben zu erwecken, schrittweise perfektioniert und setzte dabei stets auf die neueste Technik.

Schon 1928 gab ein gewisser Mickey Mouse in Steamboat Willie sein Leinwanddebüt im damals noch ganz frischen Tonfilm. Und gleich nach Erfindung des Dreifarb-Technicolor-Verfahrens in den 1930er Jahren wurden Disneys Kurzfilme bunt, die Zeichnungen gleichzeitig immer detailfreudiger und die Animationen flüssiger. 1937 war die Zeit reif für den ersten Spielfilm in voller Länge.

Da die Märchenvorlage der Gebrüder Grimm nur wenige Seiten umfasst, musste die Geschichte kräftig ausgeschmückt werden. Disney ließ für alle sieben Zwerge individuelle Charakterzüge erarbeiten und bettete eine Reihe von Musicalnummern ein. Mindestens Whistle while you work wurde zum Evergreen (diese Szene wurde im Jahr 2007 in Verwünscht hübsch parodiert).

Auch wenn die Zeichentechnik zum Beispiel in Pinocchio (1940) noch ausgefeilter wurde, hat Schneewittchen doch nichts von seinem Charme verloren. Putzigere Tierchen hat die Kinogeschichte kaum anzubieten.

Abspann: Zu den großen Fans des Films zählte (wie auch bei King Kong) Adolf Hitler. Er besaß eine Privatkopie und soll angeblich sogar Figuren daraus nachgezeichnet haben. Seinen eigenen Filmkünstlern ließ er durch Goebbels ausrichten, dass er auch deutsche Zeichentrickfilme auf Disney-Niveau wünsche. Es blieb allerdings bei relativ dürftigen Ansätzen: Schneewittchen war seiner Zeit technisch einfach zu weit voraus.